Den Arbeitsplatz zu wechseln ist einfach; die Denkweise der beschäftigten zu ändern ist es nicht. Doch mit der richtigen vorgehensweise ist es nicht unmöglich.
Niemand mag Veränderungen.
Das ist zumindest die Theorie. Die Realität ist aber, dass manche Menschen sie mögen. Und manche nicht.
Unternehmen, die alle ihre Beschäftigte überzeugen wollen, müssen vielleicht einfach ihre Vorgehensweise ändern.
Der Meister des Managements, der verstorbene Peter Drucker, hat sehr deutlich zum Ausdruck gebracht, was die beste Methode für ein Unternehmen ist, Veränderungen umzusetzen.
„Man muss dem ganzen Unternehmen die Denkweise vermitteln, dass Veränderung eine Chance und keine Bedrohung darstellt“, erklärte er. „Die Beschäftigten fühlen sich sicher, wenn sie erkennen, dass diese Zeit der plötzlichen, unerwarteten und radikalen Veränderungen Chancen birgt.“
Dr. Fred Wadsworth, medizinischer Direktor bei dem im Vereinigten Königreich angesiedelten Unternehmen Corperformance, das in der Vergangenheit eng mit INEOS zusammengearbeitet hat, weiß, dass Änderungen emotionale Verstimmungen verursachen – und zu einem Leistungsabfall führen können.
„Schlecht gemanagte Änderungsprozesse können als Bedrohung betrachtet werden und klassische Stressreaktionen verursachen“, erläuterte er.
Doch die Angst vor der Umsetzung von Veränderungen, so Wadsworth, sollte ein Unternehmen niemals abschrecken, Veränderungen anzustreben.
„Eine Neigung zur Veränderung muss vorhanden sein und gefördert werden, doch man kann sie erreichen, indem man den Beschäftigten effektive Ziele setzt, von denen sie überzeugt sind“, erklärte er. „Die Personen, die sich von dem Veränderungsprozess bedroht fühlen, sind normalerweise die, die am schwersten zu überzeugen sind.“
Doch auch diese Personen können überzeugt werden.
John Reh, ein erfahrener amerikanischer Manager und Autor, sagte, wenn man begreift, was getan werden muss – und wie es getan werden muss –, sei die Schlacht schon halb gewonnen.
„Man muss seinen Beschäftigten verständlich machen, um welche Veränderung es geht, wann sie eintritt und warum sie vorgenommen werden muss“, führte er fort.
Roberta Katz, Associate Vice President for Strategic Planning an der Stanford-Universität in Amerika, beschrieb Wandel als einen iterativen Prozess.
„Individuen in einer Organisation springen zu verschiedenen Zeitpunkten auf den Zug des Wandels auf“, erklärte sie. „Die Leitung muss die Vision wiederholen und die Strategie wiederholen, sodass die Individuen, wenn sie schließlich alle in demselben Zug sind, dieselbe Botschaft gehört haben und das Ziel verstehen, auf das sie alle hinarbeiten. Wenn man die Leitung ist, die den Wandel vermittelt, ist man gelangweilt, man ist bereit für den nächsten Schritt, aber man muss daran denken, es immer zu wiederholen. Denn selbst wenn manche es zehn Mal gehört haben, dringt man vielleicht erst beim elften Mal zu ihnen durch, und zwar, wenn etwas in ihrem Leben passiert, wodurch dies für sie einen Sinn ergibt.“
Widerstand gegen den Wandel kann häufig in der Angst vor Unbekanntem begründet sein.
„Wir widersetzen uns dem Wandel, aber die Angst vor dem Unbekannten kann dazu führen, dass man sich an die aktuellen Verhaltensweisen klammert, ganz gleich, wie schlecht sie sind“, erklärte Dr. Stan Goldberg, ehemals Medizinprofessor an der San Francisco State University.
Diese Angst basiert häufig auf der Wahrnehmung der Beschäftigten. Und die Wahrnehmung ist wichtig, da sie deren Realität darstellt.
Die gute Nachricht, so Dr. Wadsworth, ist, dass Wahrnehmungen geändert werden können – ebenso wie die Persönlichkeit.
„Die Persönlichkeit ist nicht in Stein gehauen“, erklärte er. „Werte werden in unseren Jugendjahren festgelegt und sind wie Anker im Meeresboden, doch unser Verhalten ist nicht festgelegt, es entspricht eher auf dem Meer schwimmenden Bojen.
Sie bleiben mit unseren Ankern verbunden, sind aber gegenüber Veränderungen offen. Aus diesem Grund werden Ziele, die an unsere Werte gebunden sind, aller Wahrscheinlichkeit nach eher erreicht als solche, die es nicht sind.“
Der verstorbene Peter Drucker empfahl, wenn eine Veränderung wie eine Chance aussehe, sollte ein Unternehmen ein oder zwei Beschäftigte darauf ansetzen, sie zu bearbeiten.
„Man braucht jemanden an der Spitze, der an Unerwartetem Gefallen findet“, sagte er. „Das ist äußerst wichtig, denn es werden sehr viele Überraschungen eintreten, und wenn jede Überraschung als Bedrohung empfunden wird, bleiben wir nicht besonders lange dabei.“
Drucker erklärte, schnelle Veränderungen könnten erreicht werden, ohne dass die Beschäftigten verstimmt wären, wenn das Personal Vertrauen zum Unternehmen hätte.
„Vertrauensbildung ist nicht wie Astrophysik“, führte James Hec aus, Mitglied des Lehrkörpers an der Harvard Business School. „Es sollte tatsächlich ganz einfach sein. Schaffen Sie keine Erwartungen, die nicht erfüllt werden können. Geben Sie Wissen weiter. Stellen Sie die richtigen Menschen ein, geben Sie ihnen Anerkennung und feuern Sie die Beschäftigten, bei denen das der richtige Schritt ist. Seien Sie konsequent und berechenbar und vermeiden Sie Massenentlassungen, wenn es irgend geht.“
Dr. John Kotter, Professor an der Harvard Business School, hat etwa 20 Bücher über Führungsstil und Wandel geschrieben.
Im vergangenen Jahr gründete er das Kotter International Center for Leaders, ein Unternehmen von Experten auf Weltklasseniveau, die Unternehmen beim Wandel unterstützen.
„Das Tempo des Wandels nimmt stärker zu als unsere Fähigkeit, damit Schritt zu halten“, erläuterte er. „Doch wir erwarten, dass Führungskräfte aller Ebenen ständig bessere Ergebnisse abliefern – und dies immer schneller.“
David Carder ist Engagement Leader bei Kotter International in Amerika.
„Wir konnten bei vielen Unternehmen feststellen, dass sie nicht in der Lage sind, von Technologie und Wandel in der Form zu profitieren, wie sie es beabsichtigen, da ihnen ihre Hierarchie und Struktur im Wege stehen“, sagte er.
Die Quintessenz ist, so Drucker, dass Wandel schmerzhaft und riskant ist und eine Menge harter Arbeit erfordert.
„Leider lässt sich der Wandel nicht managen“, sagte er. „Man kann ihm lediglich voraus sein. Man kann ihn lediglich herbeiführen.“
Die wichtigsten fünf Tipps für ein Unternehmen, das Veränderungen umzusetzen beabsichtigt:
- Halten Sie die Beschäftigten auf dem Laufenden – Beschäftigte wissen gern, was los ist, insbesondere wenn ihre Arbeitsplätze direkt davon betroffen sind.
- Geben Sie Ihren Beschäftigten Anregungen – sprechen Sie die Hoffnungen und Wünsche der Beschäftigten an. Ziele, die mit ihren eigenen Werten verbunden sind, lassen sich eher erreichen.
- Denken Sie voraus – Veränderungen sollten im besten langfristigen Interesse des Unternehmens vorgenommen werden, nicht einfach, um kurzfristig Geld zu sparen.
- Machen Sie sich verständlich – Beschäftigte akzeptieren Veränderungen wahrscheinlich eher, wenn sie die Gründe dafür vollständig verstehen.
- Seien Sie realistisch – unrealistische Ziele verstärken die Angst, was die Wahrscheinlichkeit des Scheiterns erhöht.