Elektroautos sind nichts Neues. Der Engländer Thomas Parker erfand schon 1884 eines, das von wiederaufl adbaren Batterien angetrieben wurde. Aber knapper werdende fossile Energieträger und Bedenken zu CO2-Emissionen zwingen uns als Gesellschaft dazu, diese als ernstzunehmende Alternative in Erwägung zu ziehen. Wie kaum verwundert, so reagiert INEOS schnell, um herauszufi nden, ob man an den Konzernstandorten weltweit auf Elektrofahrzeuge umsteigen sollte.
Elektroautos allein können unseren Planeten nicht retten. Niemand bestreitet das.
Aber es ist vielleicht ein Anfang. Ein Versuch in die richtige Richtung, zumindest zur Senkung von CO2- Emissionen und dass für zukünftige Generationen eine nachhaltigere Welt geschaffen werden kann.
Die Schwierigkeit ist allerdings, wie man die Menschen davon überzeugt, heute ihre Lebensweise zu ändern, ohne dass es sie teuer zu stehen kommt.
INEOS’ eigene Reise in die Welt des Elektroautos hat bereits begonnen: am den Standorten Antwerpen in Belgien, Köln in Deuschland und Lavéra in Frankreich.
Antwerpen ist gerade dabei, sich zu entscheiden, welchen Weg man einschlagen sollte, nachdem ein Elektroauto am Standort erprobt wurde. Köln führt im Moment solche Erprobungen durch. In Lavéra dagegen ist es schon ein Unternehmensgrundsatz, auf dem Werkgelände, wo immer möglich, Elektroautos zu verwenden.
In Frankreich müssen Unternehmen in der Region Provence Alpes Côte d’Azur mit mehr als 250 Beschäftigten sich verpfl ichten, die von eigenen Beschäftigten verursachte Luftverschmutzung zu verringern. Außerdem wurde es in der Region Provence Alpes Côte d’Azur im letzten Jahr Pfl icht, dass 30 Prozent der Geschäftswagen einer Firma Elektroantrieb haben oder zumindest schadstoffarme Fahrzeuge sind.
„Es gab damals keine Strafen, also hielten sich nicht alle daran”, so Bernard de Chanville, der Gesch.ftsführer, der auch das Projekt leitete. „Aber INEOS hatte und hat bei den Menschen in der Region und bei den örtlichen Behörden Modellcharakter.“
Die Beschäftigten in Lavéra haben schon vor fünf Jahren mit der Erprobung einer Reihe von E-Autos begonnen.
„Ich kann mich nicht mehr genau daran erinnern, wie viele wir erprobt haben, aber es sind viele”, so Bernard. „Jedes Mal, wenn ein neues Fahrzeug auf den Markt kam, haben wir es ausprobiert.“
Die Beschäftigten mochten allgemein gerne den Renault Kangoo ZE Van, der seit 2010 das meistverkaufte Elektroauto in Frankreich ist.
„Es ist das erste wirklich industriell gefertigte Modell”, so Bernard.
Obwohl nur eine beschränkte Anzahl von Kilometern gefahren werden kann, bevor der Akku wieder aufgeladen werden muss, sagten die Beschäftigten, dass man sich darin sicher fühle und es Spaß mache, ihn zu fahren.
INEOS betreibt derzeit neun Fahrzeuge am Standort Lavéra in der Nähe von Marseille.
„Jedes Mal, wenn ein Leasing-Vertrag ausläuft, überlegen wir uns jetzt, ob es möglich ist, ein Elektrofahrzeug zu nehmen”, so Bernard. „Einige unserer Fahrzeuge werden allerdings auch außerhalb des Standorts benutzt, daher kann die eingeschränkte Reichweite eines Elektrofahrzeugs problematisch werden.“
Trotz der Nachteile passen die Erprobungen an den Standorten sehr gut zum Firmenethos von INEOS, das stolz darauf ist, wo es möglich ist, sichere, nachhaltige Lösungen für die Probleme von heute zu fi nden.
Die Beschaffungsverantwortlichen bei INEOS untersuchen gerade, was nötig wäre, damit alle europäischen und US-amerikanischen Standorte mit Elektroautos ausgestattet werden könnten.
„Elektroautos sind nützlich für unseren Standort, da wir keine langen Reichweiten brauchen, außerdem Geschwindigkeitsbeschränkungen auf dem Gelände gelten, daher ist eine geringere
Geschwindigkeit ein Vorteil, nicht ein Nachteil”, so Bernard weiter.
Wenn der Preis – und die Bedingungen – stimmen, könnte INEOS auch eines der ersten Chemieunternehmen werden, das Energie aus seiner eigenen Kraft-Wärme-Kopplung nutzt, um Beschäftigte und Waren am Standort hin und her zu transportieren.
„Es ist sicher eine sehr innovative Idee, mit positiver Wirkung durch niedrigere Emissionswerte und Änderung der Einstellung”, so Peggy Gerits, Planungs- und Logistikmanagerin bei INEOS Oxide in Antwerpen, wo die Beschäftigten gerade eine längere Bewertung zum Gebrauch von Elektroautos vorgenommen haben.
Es wäre auch ein gutes Geschäft für die Chemiebranche, die an der Herstellung vieler Bauteile in den heutigen Elektroautos beteiligt ist, wie Polypropylene für Stoßstangen und Butadiene für „grüne“, kraftstoffsparende Reifen.
Die Kosten werden allerdings von der Öffentlichkeit als einer der Hauptgründe genannt, weshalb man nicht zum Elektroauto wechselt.
Ein Zwei-Sitzer-Renault Twizy mit einer Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h kostet etwa 9.000 Euro. Die kurze Entfernung, die damit zurückgelegt werden kann, bevor die Batterie wieder aufgeladen werden muss, ist ein weiteres Problem. Nach etwa hundert Kilometern muss sie wieder aufgeladen werden.
Aber laut Renault wird es ab 2020 ein Kleinwagen- Elektrofahrzeug geben, das günstiger in der Anschaffung ist, eine größere Reichweite hat – vielleicht 402 Kilometer – und schneller aufladbar sein wird.
Antwerpen erprobt elektroauto
Von Jenny Franken (Praktikantin)
Beschäftigte am INEOS-Standort im belgischen Antwerpen starteten einen interessante Versuch, als sie im letzten Jahr begannen, ein Elektroauto zu erproben.
Bereits 2003 baute Essent eine Kraft-Wärme- Kopplungsanlage am INEOS Oxide-Standort in Antwerpen, wobei der überschüssige Strom ins belgische Netz eingespeist wurde. Unlängst haben sich beide Unternehmen um mehr Zusammenarbeit bemüht, damit der Strom, der von der Kraft-Wärme-Anlage am Standort erzeugt wird, wegen Umweltvorteilen auch jenseits des Produktionsortes genutzt werden kann.
Gespräche mit Essent haben zu einer Partnerschaft mit 4is geführt, einer Beratungsfirma, die sich auf Elektromobilität konzentriert. Es wurde eine Erprobung von Elektroautos vereinbart.
Zwei Monate lang wurden die Beschäftigten dazu ermutigt, das Fahrzeug zum Transport von Geräten und Rohren auf kurzen Wegen am Standort zu verwenden.
„Das Auto wurde im Grunde genommen für jeden Weg, der nicht mit dem Fahrrad hätte zurückgelegt werden können, benutzt”, so Peggy Gerits, Planungs- und Logistikmanagerin bei INEOS NV.
Die Erprobung war eine große Anstrengung des Teams von INEOS, Essent und 4iS, das Firmen unterstützt, die vielleicht zu Elektroautos überwechseln wollen, sowie Renault, welche das Testfahrzeug zur Verfügung stellten und Blue Corner, das die Ladestationen lieferte.
Ihr Auftrag bestand darin, darüber zu informieren, wie es ist, ein Elektroauto zu fahren und dabei Rückmeldungen zu sammeln.
Die Rückmeldungen fielen im Großen und Ganzen positiv aus.
Die Beschäftigten meinten dazu, das Auto sei sicher, ruhig und bequem und ideal für kurze Wege am Standort.
Einige machten sich allerdings Sorgen, dass das Auto ein mögliches Sicherheitsrisiko darstelle, weil es so ruhig sei. Sie befürchteten, dass man sie nicht hörte, wenn sie näher kamen oder rückwärts fuhren.
Der andere Nachteil bestand darin, dass man daran denken muss, die Batterie aufzuladen, was eine Stunde dauern kann.
„Ein Elektroauto zu fahren fühlt sich anders an”, so Peggy. „Es entspannt.“
Das von INEOS-Beschäftigten erprobte Fahrzeug verfügte über eine Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h.
„Das war kein Problem für uns, weil es auf dem Gelände sowieso strenge Geschwindigkeitsbeschränkungen gibt.“
Insgesamt wurde das Fahrzeug positiv von den Beschäftigten aufgenommen.
Es sind die Kosten, die sich vor allem nachteilig auf die Nachfrage der Öffentlichkeit nach dieser neuen Technik auswirken. Die hohen Kosten von Elektroautos heutzutage und die kurzen Strecken, die damit zurückgelegt werden können, nämlich „nur“ 140-200 Kilometer, bedeutet, dass sie noch nicht so beliebt sind. Aber die Dinge ändern sich schnell. Laut Renault soll bis 2020 die Reichweite eines Elektrokompaktfahrtzeugs bis zu 402 Kilometer betragen, die Akkuladezeit erheblich kürzer und die Gesamtproduktionskosten geringer sein.
Elektroautos bei INEOS-Standorten würden normalerweise für kurze Wege eingesetzt werden. Sie würden außerhalb der regulären Arbeitszeiten auf dem Werkgelände geparkt sein, wo sie aufgeladen werden können, daher wären sie eine hilfreiche Ergänzung für den Standortbetrieb. Damit diese Autos beliebter und einfacher im Gebrauch werden, muss sich der Markt weiterentwickeln. Weitere Herausforderungen sind Zuverlässigkeit und Haltbarkeit von Batterien sowie geringere Kosten.
Antwerpen trägt sich jetzt mit dem Gedanken, ob der firmeneigene Fuhrpark nicht auf Elektroautos umgesattelt werden könnte. Sollte es finanziell vernünftig sein, wird INEOS eventuell diesen Weg einschlagen.
Was die Beschäftigten gut fanden
- 100 Prozent emissionsfrei
- Sicher
- Geräuscharmes Fahren
Was die Beschäftigten nicht gut fanden
- Notwendigkeit, nach kurzen wegen aufzuladen
- Zeitaufwendiges aufladen
- Teuer in der Anschaffung