Der verstorbene deutschstämmige Physiker Albert Einstein glaubte, dass Wissenschaft ohne Religion unfähig und Religion ohne Wissenschaft blind sei. Aber die Diskussion darüber, ob Naturwissenschaft und Religion nebeneinander bestehen können, gibt es solange, wie es Menschen gibt. Und auch heute noch sind die Meinungen dazu geteilt, wie INCH herausfand.
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Ich bin überzeugt, dass Evolution und religiöse Auffassungen nicht widersprüchlich sein müssen. Wenn Naturwissenschaft und Religion richtig verstanden werden, können sie einander nicht widersprechen, weil sie sich mit unterschiedlichen Dingen beschäftigen. Naturwissenschaft und Religion sind wie zwei Fenster, durch die man in die Welt blicken kann. Zwei Fenster zeigen dieselbe Welt, aber sie bieten unterschiedliche Blickwinkel. Die Naturwissenschaft beschäftigt sich mit den Vorgängen, die die natürliche Welt erklären: die Bewegung der Planeten, die Zusammensetzung von Materie und der Atmosphäre, die Entstehung und die Anpassung von Lebewesen. Die Religion beschäftigt sich mit der Bedeutung und dem Sinn der Welt und des menschlichen Daseins, der angemessenen Beziehung der Menschen mit dem Schöpfer und untereinander, die ethischen Werte, die das Leben der Menschen beeinflussen und bestimmen. Offensichtliche Widersprüche ergeben sich nur dann, wenn entweder die Wissenschaft oder der Glaube, oder oft sind es beide, ihre Grenzen überschreiten und sich zu Unrecht in die Belange der anderen Seite einmischen.
Francisco Ayala, Biologe, University of California, Irvine -
Beachte: Naturwissenschaft und Religion existieren *wirklich* nebeneinander. Die ersten Naturwissenschaftler waren Priester. Heute unterstützen religiöse Einrichtungen von Universitäten bis zur Vatikanischen Sternwarte fachliche Wissenschaften. Außerdem ist der Anteil der gläubigen Naturwissenschaftler/innen so groß wie der Anteil der Gläubigen in der Bevölkerung allgemein. In der Naturwissenschaft geht man von der religiösen Annahme aus, dass die Schöpfung einer Ordnung unterworfen ist, frei vom Eingreifen von Naturgöttern ist und es sich lohnt, diese näher zu untersuchen. So wer drängt weiterhin zu diesem Mythos eines „Konflikts“? Welche Absicht steckt dahinter?
Jesuitenmönch Guy Consolmagno, Astronom in der Vatikanischen Sternwarte -
Religion und Naturwissenschaft sind wie Öl und Wasser. Sie können nebeneinander bestehen, aber sie vermischen sich nie, um ein homogenes Medium zu werden. Religion und Naturwissenschaft lassen sich grundsätzlich nicht miteinander vereinbaren. Sie sind sich tiefgreifend uneinig, wie wir unser Wissen aus der Welt beziehen. Naturwissenschaft beruht auf Beobachtung und Argumentation aus Beobachtung. Bei der Religion wird davon ausgegangen, dass Menschen auf ein tiefergehendes Niveau der Information vordringen können, das man weder durch Beobachtung noch Vernunft erreichen kann. Die wissenschaftliche Methode wird durch ihren Erfolg bewiesen. Die religiöse Methode wird angefochten, wenn sie versagt.
Victor J. Stenger, emeritierter Professor der Physik, University of Hawaii -
Ich für meine Person bin überhaupt nicht religiös, aber ich zähle religiöse Wissenschaftler/innen zu meinen Freunden und es scheint ihnen sehr gut damit zu gehen. Ich glaube, dass diese Menschen religiöse Dinge wahrscheinlich weniger wörtlich nehmen, so wie ein Geologe wahrscheinlich nicht denken würde, dass die Erde und alles Andere wirklich vor 6.000 Jahren von Gott geschaffen wurde, weil die Wissenschaft ihnen sagt, dass die Erde 4,5 Milliarden Jahre alt ist.
Grant Kennedy, Astrophysiker, University of Cambridge -
Naturwissenschaft und Relgion schließen sich gegenseitig nicht aus. Die Wissenschaft ist einfach zu jung, um verstehen zu können. Egal, ob man an Gott glaubt oder nicht, muss man Folgendes glauben: wenn wir als Art unser Vertrauen in eine höhere Macht als der unsrigen verlieren, geben wir unseren Sinn für Rechenschaftspflicht ab. Konfessionen, alle Konfessionen, sind Ermahnungen daran, dass wir etwas nicht verstehen, dass es etwas gibt, dem gegenüber wir Rechenschaft ablegen müssen. Durch den Glauben müssen wir einander und gegenüber einer höheren Wahrheit Rechenschaft ablegen. Religion ist mangelhaft, nur weil der Mensch mangelhaft ist. Die Wissenschaft sagt mir, dass es Gott geben muss. Mein Kopf sagt mir, dass ich Gott nie verstehen werde. Und mein Herz sagt mir, dass ich das nicht soll.
Dan Brown, Autor von Illuminati -
Naturwissenschaft ist nicht nur mit Spiritualität vereinbar; sie ist eine tiefe Quelle von Spiritualität. Wenn wir unseren Platz in einer Unzahl von Lichtjahren und durch den Lauf der Zeiten erkennen, dann verstehen wir die Vielschichtigkeit, Schönheit und Subtilität des Lebens, dann ist dieses wunde Gefühl, dieser Sinn für Begeisterung und Demut gleichzeitig zweifellos spirituell. Das gilt auch für unsere Emotionen in der Gegenwart großartiger Kunst, Musik oder Literatur oder bei Handlungen beispiellosen, selbstlosen Mutes wie von Mohandas Gandhi oder Martin Luther King, Jr. Die Auffassung, dass sich Naturwissenschaft und Spiritualität gegenseitig ausschließen, wird beiden irgendwie nicht gerecht.
Der verstorbene Carl Sagan, amerikanischer Astrophysiker -
Aus der Religion ergibt sich der Daseinsgrund des Menschen; aus der Naturwissenschaft die Macht, diesen umsetzen. Manchmal wird gefragt, ob Religion und Naturwissenschaft einander widersprechen. Sie tun es: in dem Sinne, als der Daumen und die Finger an meinen Händen einander widersprechen. Es ist ein Widerspruch, durch den alles verständlich gemacht werden kann.
Der verstorbene William H. Bragg, britischer Physiker -
Relgion und Naturwissenschaft sind wirklich unvereinbar. Religion und Naturwissenschaft bieten beide Erklärungen dafür, warum das Leben und das Universum existieren. Die Naturwissenschaft hängt von überprüfbaren, empirischen Beweisen und Erklärungen ab. Religion hängt vom subjektiven Glauben an einen Schöpfer ab. Nur eine Erklärung stimmt. Die andere muss man außer acht lassen. Erklärungen erfordern Beweise. Es gibt keine für einen Schöpfer außerhalb des menschlichen Geistes, wohingegen der Beweis für die Evolution und die Ursprünge des Lebens jeden Tag sichtbar sind. Angesichts dieses unwidersprüchlichen Beweises ist der religiöse Glaube an eine Gottheit nicht tragbarer als der Glaube an das inzwischen sprichwörtliche fliegende Spaghetti-Monster.
Lorna Salzman, Amerikanische Umweltaktivistin -
Es gibt einen grundlegenden Unterschied zwischen Religion, die auf Autorität beruht, und Naturwissenschaft, die auf Beobachtung und Vernunft beruht. Die Naturwissenschaft gewinnt, weil sie funktioniert. Ich glaube, dass das Universum von den Naturgesetzen bestimmt ist. Die Gesetze wurden vielleicht von Gott verkündet, aber Gott greift nicht ein, um die Gesetze zu brechen. Wenn man sich die schiere Größe des Universums betrachtet und wie unbedeutend und zufällig menschliches Leben darin ist, scheint die Existenz von Gott äußerst unwahrscheinlich.
Physiker Stephen Hawking