Neue Ansätze:
Ein neuer Ansatz von INEOS Oxide führte dazu, dass der Geschäftsbereich nicht nur Abfälle zu barem Geld machte, sondern auch noch viel versprechende Geschäftsgelegenheiten für zwei weitere Unternehmen schuf und das Äquivalent von 60.000 Fahrzeugen von der Straße holte.
Der Ball wurde ins Rollen gebracht, als sich INEOS auf die Suche nach Unternehmen machte, die Interesse an CO2 hatten, das von der eigenen Ethylenoxidanlage in Belgien produziert wurde.
„Wir machen relativ viel CO2 und wussten, dass es irgendwo eine gute Verwendungsmöglichkeit dafür geben müsste – aber es war leider nicht unser Markt“, erläutert Hans Casier, CEO von INEOS Oxide, das die energieeffi zienteste Ethylenoxidanlage in Europa betreibt.
Statt das CO2 in die Atmosphäre abzugeben, machte sich INEOS Oxide auf, zwei Unternehmen zu fi nden, die gemeinsam mit der Nutzung von CO2 ein erfolgreiches Geschäft betreiben könnten; z. B. könnte CO2 zur Herstellung von Sprudelgetränken sowie von Trockeneis verwendet werden, das Lebensmittel und Getränke beim Transport zwischen Lager und Verkauf kühl hält.
INEOS stellte dann die Firma Messer der Firma Strombeek IJsfabriek vor, die gemeinsam ein Joint Venture gründeten und nun ihr neues Unternehmen BECO2 am INEOS-Standort Zwijndrecht in Antwerpen betreiben.
„Wir überzeugten sie, ihr eigenes Unternehmen aufzubauen, anstelle CO2 von Dritten zu erwerben“, so Hans.
„Sie nehmen zurzeit etwa 150.000 Tonnen CO2 ab. Wir teilen uns Kosten und Infrastruktur.“
Bei der Pressevorstellung der CO2-Verfl üssigungsanlage wurde CO2 direkt aus der Ethylenoxidanlage geleitet und in Sprudelwasser verwandelt. „Alle Beschäftigten der Anlage, die vor Ort waren, nahmen sich ein Glas“, erzählt Hans. „Wir boten es der Presse an und die wich zurück. Ein typisches Beispiel dafür, dass die Öffentlichkeit keine Ahnung hat, worum es bei Chemikalien geht.“
Konzentration auf Nischenmärkte:
Plant man die Entwicklung eines neuen und leistungsstarken Isolierungsmaterials, kommt man nicht sofort auf die türkische Baubranche als sich anbietender Markt. Nicht jedoch bei INEOS Styrenics.
„Die türkische Wirtschaft ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Die Bauverordnungen der Regierung sind nach den schweren Erdbeben von 1999 und 2011, als viele Gebäude zusammenstürzten, verschärft worden“, erklärt Rob Ingram, Chief Operating Officer von INEOS Styrenics. „Es wurde sehr viel gebaut, die Isolierung von Bauten gewann an Bedeutung, als die Standards erhöht wurden.“
Expandiertes Polystyrol (EPS) in Form weißer Schaumblöcke wird überwiegend für die Bauisolierung in Europa eingesetzt und kam auch in der Türkei bereits zum Einsatz. Die graue Version dieses Materials mit verbesserten Wärmeisolierungseigenschaften um 20 Prozent hingegen war neu für den türkischen Markt.
INEOS hatte drei Optionen: um einen größeren Anteil des sich entwickelnden Marktes für graues EPS in Deutschland zu kämpfen, wo die Vorteile bereits bekannt waren, aber auch ein starker lokaler Hersteller vertreten ist; warten, bis sich der Rest Europas weiterentwickelt und dem deutschen Vorbild folgt; oder alternative Märkte zu suchen und den Vorteil zu nutzen, erster Anbieter zu sein.
INEOS Styrenics entschied sich für die dritte Option.
Es arbeitete mit einem seiner wichtigsten Kunden in der Türkei zusammen und verkaufte ihm die Vorteile des Produkts EPS Silver. Gemeinsam erkannten sie die Chance, der erste Anbieter zu sein, der dieses neue Material in der Türkei einführte. Sie stellten das Produkt gemeinsam auf einer großen nationalen Baumesse vor, sprachen mit Architekt/innen und Bauunternehmen über die Vorteile des Produktes, führten Branchenseminare durch und schrieben eine Reihe von Artikeln für die nationale Wirtschaftspresse.
„Der Erfolg kam nicht über Nacht, doch innerhalb von fünf Jahren haben wir den Verkauf aus dem Nichts aufgebaut, um Marktführer zu werden“, so Rob. „Das erreichten wir, weil wir die Chance erkannten und unser Produkt schnell als Standard für hohe Qualität auf dem Markt etablierten.“
Leben, woran du glaubst.
An dein vorhaben zu glauben, ist genauso wichtig wie der Plan selbst.
Bei der INEOS Europe AG rettete dieser Glaube die PP-Anlage in Sarralbe, ein kleiner Produktionsstandort für Polypropylen in Frankreich, der pro Jahr etwa vier Millionen Euro Verlust einfuhr.
Xavier Cros, Polymers Business Manager von INEOS O&P South, übernahm 2012 den Standort und setzte einen detaillierten Plan um, der in der Vergangenheit kläglich gescheitert war.
„Keine der Maßnahmen war wirklich neu oder bahnbrechend“, erklärt er. „Der Unterschied war nur, dass alle Beteiligten vor Ort diesmal daran glaubten, dass die Änderungen funktionieren würden.“
Er wendete sich an die gesamte Belegschaft und gab allen ein konkretes Ziel.
„Alle Beschäftigten vor Ort wurden Teil dieses Plans, somit lag es auch an allen, ob er erfolgreich sein oder scheitern würde“, so Xavier.
Der Plan ging auf. Innerhalb eines Jahres bewegte sich der Standort wieder in der Gewinnzone. „Dieser Erfolg hat dem Standort neues Leben eingehaucht“, fügt Xavier hinzu. „Alle glauben jetzt daran, dass wir uns in diesem Jahr sogar noch verbessern können.“
Produktinformation:
Methoxypolyethylenglycol (MPEG) wurde bereits seit mehr als 50 Jahren verwendet, als INEOS 1998 gegründet wurde.
Es handelte sich um ein bewährtes Molekül, für das es jedoch nur wenige Einsatzbereiche gab.
Kurz nachdem INEOS den früheren BP-Petrochemiestandort in Antwerpen übernommen hatte, wurde nach Möglichkeiten gesucht, die Zusammensetzung vieler Chemikalien zu ändern, um sie damit besser fürs Unternehmen einzusetzen, einen höheren Wert zu erzielen und Kunden mit besseren Produkten zu beliefern.
MPEG war eine davon. Bevor INEOS allerdings die Änderungen vornahm, untersuchte ein Team den Markt, um herauszufinden, was Bauunternehmen benötigen und fordern.
„Durch die Änderung der Spezifikation und die Zusammenarbeit mit den wichtigsten Unternehmen führten wir für diesen Sektor eine völlig neue Technologie ein“, erläutert Hans Casier, CEO von INEOS Oxide. „Ein gutes Beispiel ist der schnell abbindende Zement. Wir entwickelten die Lösung, indem wir die Weise, wie wir das Molekül produzieren, änderten, um so die Anforderungen des Anwendungsbereichs zu erfüllen. Damit erreichten wir einen erheblichen Anstieg bei Umsatz und Marktanteil.“
Mutige Entscheidungen:
Führung erfordert Mut.
Vor zwei Jahren noch kaufte INEOS Katalysatoren und verkaufte sie an Kunden weiter. Heute stellen wir sie selbst her und verkaufen ca. 500 Tonnen pro Jahr – dank unserer mutigen Entscheidung, ein Werk für die Herstellung von Katalysatoren in Indien zu errichten.
„Hätten wir das Werk in Europa oder in Amerika gebaut, wären die Kosten vier Mal so hoch gewesen“, erklärt Peter Williams,
CEO von INEOS Technologies.
INEOS stellt heute in Zusammenarbeit mit einem lokalen Unternehmen Katalysatoren in der eigenen Anlage her und liefert sie an Kunden weltweit.
„Wir sind zwar ein kalkuliertes Risiko eingegangen, doch ist es ein sehr wettbewerbsfähiges und für uns wichtiges Geschäft. Den Bau einer solchen Anlage an einem der bestehenden Standorte von INEOS hätten wir nicht bezahlen können“, fügt er hinzu.
Das Katalysatorenwerk ist so erfolgreich, dass zurzeit ein zweites gebaut wird.
Die Bereitschaft, Risiken einzugehen:
Die bereitschaft kalkulierte Risiken einzugehen, ist ebenfalls ein Beispiel für wahren Unternehmergeist in der Praxis.
Laut CEO Peter Williams zeigte sein Team von INEOS Technologies das, als ein neuer Kunde in Mexiko gewonnen werden sollte.
INEOS stand kurz davor, seine Technologie für eine Polymeranlage an ein Unternehmen in Mexiko lizenzieren zu lassen. Der Kunde zeigt sich jedoch besorgt darüber, dass INEOS erstmals das Produkt auf kommerzieller Basis herstellen sollte.
„Von der Arbeit in unserem Labor ausgehend, wussten wir, dass dies möglich war, zudem hatten wir großes Vertrauen in unsere Fähigkeiten“, so Peter.
Um den Kunden zu überzeugen, setzte INEOS eine Pilotanlage für die Herstellung des Produkts ein und schickte es nach Japan, wo es zu dem konvertiert wurde, was der Kunde erwartete – Verpackungen.
INEOS sendete dann ein Team nach Mexiko, um die Verpackungen auf dem Markt zu testen.
„Wir stellten nur zwei Chargen des Produktes her und trafen genau ins Schwarze“, erzählt Peter. „Wir gewannen den Auftrag, und die Beziehung zum Kunden wird laufend stärker.“
Denken „außerhalb der Box“:
Unkonventionelles Denken kann Millionen sparen. Dies erkannte INEOS Phenol, als die Nutzung von brachem Land und des eigenen Jetty einem benachbarten Unternehmen in Antwerpen, Belgien, angeboten wurde.
Diese Vereinbarung ist ein großartiges Beispiel einer Win-Win-Situation, in der beide Parteien vom Gesamtprojekt profitieren. ADPO wird den INEOS-Jetty (eine kritische Einrichtung für ein Logistik- und Lagerunternehmen für Chemikalien mit Sitz in einem großen Hafen) nutzen können, und INEOS wird von den neuen Schienenstränge, Pipelines und Verladeeinrichtungen, die ADPO direkt neben INEOS errichten will, profitieren.
„Der Hauptschienenstrang läuft direkt an unserem Standort vorbei. Weiterhin wird ein neuer Schienenstrang gebaut, der direkt darauf zuläuft. Unser Phenol und Aceton kann also künftig direkt auf Züge verladen werden und muss nicht auf der Straße transportiert werden“, so Nick Williamson, Business Development Manager bei INEOS Phenol. „Allein das Verlegen eines ein Kilometer langen Schienenstrangs kostet mehrere Millionen Euro. Wir hätten diese Investition niemals rechtfertigen können. Durch die Planung gemeinsam mit ADPO jedoch haben wir beide einen Vorteil. Indem wir die Dinge anders betrachtet haben, konnten wir einen Wert fürs Unternehmen generieren.“
ADPO plant zudem einen erheblichen Ausbau des Jetty, das heißt, INEOS kann künftig größere Mengen an Rohstoffen anliefern lassen und mehr exportieren. „Eine wichtige Investition für unser Unternehmen, die uns weitere Möglichkeiten eröffnet“, fügt Nick hinzu.