Diese Frage ist uralt. Ticken Entrepreneurs anders als andere? Können wir alle lernen, anders zu denken? Anders gesagt: Ist Unternehmergeist ansteckend? Die Frage, ob Unternehmerinnen und Unternehmer geboren oder gemacht werden, ist Gegenstand heißer Diskussionen.
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Unternehmergeist ist auf jeden Fall ein aktuelles Thema. Sehr viele Menschen möchten Unternehmerinnen und Unternehmer sein, sich an unternehmerischen Initiativen beteiligen oder eine Partnerschaft mit Entrepreneurs eingehen. Dieses Wort hat noch nie einen solchen Zuspruch erlebt. Egal, ob es an Natur oder Erziehung liegt – und ein Großteil von Unternehmergeist kommt aus einem natürlichen Drang, der sich nicht so einfach lehren lässt – hat man erst einmal Blut geleckt und auch nur einen kleinen Erfolg verzeichnet, gibt es kein Zurück mehr. Ich habe mich sicherlich vom „Unternehmervirus“ anstecken lassen. Diese kreativen Unternehmensgründungen, die die Welt verändern und Probleme lösen wollen, sind großartig für Gesellschaft und Wirtschaft.
Michelle Wright, Chief Executive von Cause 4 -
Der menschliche Drang nachzuahmen wurde vielfach erkannt und erforscht: von der kindlichen Entwicklung, über das Erlernen von Sprachen, dem Kauf von Waren und Dienstleistungen bis hin zur Entscheidung, inmitten einer Menschenmenge E-Mails auf dem Handy abzurufen. In allen diesen Fällen lassen sich Menschen sehr stark davon beeinflussen, was sie an anderen (reell oder virtuell) beobachten. Wir haben vor kurzem eine Umfrage durchgeführt, um festzustellen, ob Unternehmergeist ansteckend sei und stellten dabei fest, dass bei einer Person, die sich mit Entrepreneurs umgibt, insbesondere mit wachsenden Entrepreneurs, die Wahrscheinlichkeit größer ist, selbst einer zu werden. Was schließen wir daraus? Unternehmergeist kann ansteckend sein, man muss ihm aber frühzeitig und häufig ausgesetzt sein, gerade in einem Umfeld, in dem er sonst fast unsichtbar ist. Insbesondere wachsender Unternehmergeist ist ein sehr schmaler Grat, der deutlich mehr Aufwand erfordert, wenn er in dafür empfänglichen Gemeinschaften eingeführt und das allgemeine Wirtschaftswachstum fördern soll.
Paul Kedrosky, Ewing Marion Kauffman Foundation, eine gemeinnützige Stiftung mit Sitz in Kansas City, Missouri -
Unternehmergeist ist absolut ansteckend. Ist man erst einmal von motivierenden und innovativen Entrepreneurs umgeben und hat Geschmack am Leben außerhalb von Jobs in großen US-amerikanischen Unternehmen gefunden, wo man direkt Einfluss auf den Unternehmenserfolg nehmen und die Früchte seiner Arbeit in Echtzeit erleben kann, gibt es kein Zurück mehr. Deshalb versuchen viele Universitäten, Masters-Programme für Entrepreneurs auf die Beine zu stellen, da die Anziehungskraft von MBAs in der nächsten Generation von Arbeitnehmern langsam schwindet.
George Deeb, Managing Partner von Red Rocket Ventures mit Sitz in Chicago -
Ist Unternehmergeist ansteckend? Denken Sie daran: Fettsucht ist ansteckend, mit dem Rauchen aufhören auch und Scheidung sowieso. Warum also nicht Unternehmergeist? Denken Sie daran, wie Menschen sich (zumindest hat es den Anschein) gegenseitig mit Ideen, Mode, Essensvorlieben und Gewohnheiten anstecken. Etwas zu tun, auch wenn es schwer ist, fällt leichter, wenn viele es tun. Und ist Unternehmergeist nicht eine Kombination von Ideen, Mode, Gewohnheiten und Ähnlichem? Wenn ich also ein Unternehmen gründe und erfolgreich bin, werden meine Freunde es mir nicht gleich tun? Sie haben eine geänderte Risikoeinschätzung.
Tim Berry, American Gründer und Vorsitzender von Palo Alto Software, Eugene, Oregon -
Unternehmergeist hat nichts mit Genen zu tun. Er hängt vom politischen, wirtschaftlichen, bildungsbezogenen und sozialen Umfeld ab, in dem man sich befindet. Und genau deshalb wirkt er ansteckend. Alles, was wir aus der Wirtschaft wissen, deutet heute auf eine einfache Wahrheit hin: Unternehmergeist ist das beste Instrument, das jemals für die Schaffung von Wachstum und Wohlstand für Einzelpersonen, Unternehmen und ganze Staaten entwickelt wurde. Unternehmen, die den „Geschäftsmann“ im Nadelstreifenanzug hervorbrachten, fördern heute eine Kultur des „Unternehmertums im Unternehmen“ als beste Möglichkeit, in der globalen Wirtschaft zu bestehen und zu überleben. Regierungschefs sämtlicher politischer Richtungen haben zudem herausgefunden, dass die Entwicklung einer Volkswirtschaft, die auf Unternehmertum setzt, die beste Möglichkeit ist, Arbeitsplätze zu schaffen und eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung zu erreichen. Unternehmertum hat sich zu einem globalen Phänomen entwickelt, weil es für mehr Menschen, mehr Unternehmen und mehr Länder einfach besser funktioniert als jedes andere bekannte Geschäftsmodell. Nichts davon könnte jedoch umgesetzt werden, wenn der uralte Mythos „Unternehmer werden geboren, nicht gemacht“ tatsächlich wahr wäre. Dies war in der Tat noch nie der Fall. In Wahrheit ist es so, dass derzeit Millionen neuer Unternehmen in jedem Jahr von den verschiedensten Menschen aus allen Gesellschaftsschichten gegründet werden. Bestimmte Umstände führen zu Unternehmensgründungen: ein günstiger Umstand, wenn man beispielsweise ein großartiges Produkt/eine Idee für eine Dienstleistung erfindet oder aus reiner Not, aus Armut, großer Unzufriedenheit oder Kündigung. 99 Prozent von 3.000 Entrepreneurs, die ich getroffen und befragt habe, sind ganz normale Menschen, die sich einfach in außergewöhnlichen Situationen befanden.
Larry C. Farrell, Gründer und Vorsitzender der The Farrell Company, einer weltweiten Organisation, die sich mit der Erforschung und Ausbildung von Unternehmertum für Studierende, Unternehmen und Regierungen beschäftigt. www.TheSpiritOfEnterprise.com -
Wenn Unternehmergeist jeden Winkel einer Organisation durchdringt, wird der Entrepreneur, der in jedem von uns steckt, zum Leben erweckt. Denken Sie daran, was erfolgreiche Entrepreneurs kennzeichnet. Sie glauben sehr fest an ihre Fähigkeiten und an ihre Vision für ihr Unternehmen. Stellen Sie sich jetzt vor, dass alle in einer Organisation diese Auffassung teilen. Welch Kraft hätte das? Alle, die bereits in einem Unternehmen tätig waren, das Unternehmergeist fördert, wissen, wie motivierend das ist. Diese Energie ist tatsächlich spürbar. Die Aktivitäten in den Verkaufsräumen und in den Fluren sind so intensiv, dass man beim Verlassen des eigenen Büros das Gefühl hat, mitten in den Berufsverkehr zu geraten. Entscheidungen werden spontan getroffen, ohne formelle Besprechungen oder Genehmigungen. Der Gemeinschaftssinn ist greifbar. Das gesamt Team bringt sich ein und setzt alles daran, erfolgreich zu sein.
Martin O’Neill, Autor von The Power of an Internal Franchise: How Your Business Will Prosper When Your Employees Act Like Owners