Wenn wir an Texas City, Piper Alpha und Deep Water Horizon denken, verstehen wir, warum Sicherheit bei INEOS höchste Priorität hat. Vorfälle solchen Ausmaßes geschehen glücklicherweise nur selten auf der Welt. Allerdings sind es häufig kleinere Vorfälle, die zu größeren führen. Wenn wir diese genau betrachten, können wir nicht nur Verletzungen vermeiden, sondern auch die Einstellung der Menschen zu Sicherheit und Vermeidung von Unfällen beeinflussen.
Bei den meisten Unfällen, die INEOS verzeichnet, handelt es sich um Ausrutscher, Stolperunfälle und Stürze – oder aber speziell in Köln: um Handverletzungen. Die Kampagne zur Vermeidung von Unfällen an diesem Standort war so erfolgreich, dass sie jetzt von anderen Geschäftsbereichen übernommen wird.
Es besteht ein riesiger Unterschied zwischen Zuhören und Umsetzen. Das weiß niemand so gut wie Jürgen Schmitz. Seine Aufgabe bei INEOS in Köln ist es, den fast 2.000 eigenen und 1.000 Partnerfirmenbeschäftigten jeden Tag die wichtigsten Lehren in puncto Sicherheit zu vermitteln – und zu hoffen, dass sie ihm zugehört und es verstanden haben.
„Das ist keine einfache Aufgabe”, gibt er zu. „Es kann eine große Herausforderung sein, neue Wege zu finden, um sicherheitsbezogene Themen für den Adressatenkreis interessant zu gestalten. Aber das ist überaus wichtig, denn Sicherheit ist an unserem Standort von höchster Bedeutung.”
Die Anzahl und Schwere der Unfälle hat in den letzten Jahren auf dem 191 Hektar umfassenden Standort konstant abgenommen. 98 Prozent der Unfälle sind verhaltensbedingt. Jürgen und sein Team beschlossen daher mit Holger Laqua, Asset Manager bei INEOS Oxide in Köln, eine andere Vorgehensweise zu wählen und beauftragten erstmalig eine Werbeagentur aus Düsseldorf, die sie bei der Entwicklung einer effektiven Sicherheitskampagne unterstützen sollte.
„Dies hat sich zu einem stimulierenden Projekt entwickelt”, merkt Jürgen an. „Wir sind Sicherheitsingenieure und eher engstirnige Techniker. Sie dagegen sind überaus kreative und ‘out-of the-box’ denkende Leute.
Es war sehr interessant, zu sehen und zu hören, wie Sicherheit von Menschen ausgelegt wird, die sich nicht wie wir tagtäglich mit sicherheitsbezogenen Themen beschäftigen.
Sie entwickelten einige sehr originelle Ideen.”
Die Werbeagentur brachten Jürgen als Leiter der Abteilung für Arbeitsschutz und Sicherheit und sein Team dazu, das Thema Sicherheit vom Standpunkt der Beschäftigten aus zu sehen.
Sie erarbeiteten gemeinsam sechs verschiedene Szenarien für eine Plakatserie, die den Nagel auf den Kopf treffen. Jedes dieser Plakate bezieht sich jeweils auf einen Bereich, in dem Unfälle augenscheinlich auftreten können.
„Anstatt auf externe Menschen zurückzugreifen, fragten wir unsere eigenen Beschäftigten, ob sie sich als Models für die Fotos zur Verfügung stellen würden, die in der Anlage aufgenommen werden sollten, d. h. in einer Umgebung, die unsere Beschäftigten wiedererkennen würden”, fügte er hinzu.
Das Ergebnis war unmittelbar erkennbar. Beschäftigte erkannten sich selbst in gefährlichen Situationen und führten sich so potenzielle Gefahren deutlich vor Augen.
Bisher wurden drei dieser Plakate veröffentlicht, die alle den Titel ‘Unfälle werfen lange Schatten’ tragen. Auf einem der Plakate ist ein Mitarbeiter zu sehen, der in einem engen Raum arbeitet, ein weiterer arbeitet in großer Höhe und das dritte Plakat bezieht sich auf die Sicherheit beim Radfahren. Die Schatten auf jedem Bild zeigen, was bei einem Unfall passieren könnte.
„Es handelt sich um typische Gefahrensituationen, die typisch für unseren Standort und die Chemiebranche selbst sind”, erklärt Jürgen.
Als die Plakate veröffentlicht wurden, organisierten Jürgen und sein Team einen interaktiven Tag zur Sicherheit, wo Beschäftigte ihre Fähigkeit und ihr Wissen an Simulatoren testen konnten. Es gab auch ein Quiz und einen Gewinn. Jürgen fügte hinzu, dass der Auslöser der Kampagne der Wunsch war, die Beschäftigten dazu zu bringen, auf neue und unbekannte Weise über Sicherheit nachzudenken.
„Es geht rein um Psychologie”, so Jürgen. „Wir wollen, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine Minute lang innehalten und nachdenken, bevor sie ihre Arbeit aufnehmen.”
Bisher war das Feedback der eigenen und Partnerfirmenbeschäftigten auf die Plakatkampagne positiv. Die Botschaft wurde scheinbar nicht nur gehört, sondern auch verstanden.
Die Kampagne war so überaus effektiv und überzeugend, dass die Plakate ins Niederländische, Englische, Italienische und Norwegische übersetzt wurden, um auch in anderen Geschäftsbereichen und an weiteren Standorten von INEOS eingesetzt zu werden.
Die Kampagne wurde zudem von externen Organisationen gelobt.
„Lokale Behörden interessierten sich sehr stark dafür, was wir tun und fragten an, ob die Plakate nicht in anderen Chemieunternehmen in Deutschland eingesetzt werden könne,” sagte Jürgen.
Persönlich ist Jürgen sehr stolz auf sein Team und das bisher Erreichte.