„Es ist eine weltweite Bedrohung für alle von uns und erfordert eine weltweite Antwort von allen von uns“, sagt David Sweetnam, Vorstand des IOI-Beratungsausschusses. „Routineoperationen, Geburten, gewöhnliche Infektionen und sexuell übertragbare Krankheiten wie Gonorrhoe könnten eines Tages tödlich sein.“ Aufgrund von mangelnden Investitionen in die Forschung wurde weltweit seit fast 40 Jahren keine neue Klasse von Antibiotika entdeckt. Das Geschenk von 100 Millionen GBP von INEOS an die Oxford University hat Grundlagenforschung für die Entwicklung neuer Antibiotika und ein besseres Verständnis der weltweiten Verbreitung von Antibiotikaresistenzen ermöglicht.
Oberste Priorität hat für das Institut der Schutz von Reserveantibiotika wie Meropenem, mit denen in Krankenhäusern schwere Infektionen wie zum Beispiel eine Sepsis behandelt werden.
„Eine Welt ohne wirksame Antibiotika ist beängstigend. Das würde uns alle betreffen“, sagt Dr. Alistair Farley, wissenschaftlicher Leiter am Institut. „Wir müssen neue Medikamente für den Kampf gegen Antibiotikaresistenzen entwickeln, aber auch effektiver und verantwortungsvoller mit neu entwickelten und bereits vorhandenen Medikamenten umgehen.“
Die Arbeit des IOI orientiert sich an seinen weltweiten Überwachungsprogrammen in den am schlimmsten von solchen Resistenzen betroffenen Ländern. Das Institut unterstützt und verstärkt jetzt an mehr als 28 Standorten in 13 Ländern Überwachungsprogramme und -labore, vor allem in ärmeren Ländern.
„Je schneller wir die weltweite Situation erfassen, desto schneller können wir handeln“, sagt Dr. Kirsty Sands, eine wissenschaftliche Leiterin am Institut.
„Ohne geeignete Daten ist eine Problemlösung unmöglich“, meint Professor Tim Walsh, Director of Biology beim IOI. „Wir können das Ausmaß nur dann ganz verstehen, wenn wir wissen, wie Antibiotika rund um die Welt verwendet werden.“
Im Inland dienen diese sehr detaillierten genomischen Daten zur Verbesserung der Gesundheitsrichtlinien und der Maßnahmen bei medizinischen Notfällen. Weltweit können dadurch neue Bedrohungen schneller erkannt und langfristige Trends ermittelt werden.
Mithilfe der Daten können die Wissenschaftler/innen am Institut neue Antibiotika entwickeln und neu kombinieren, um die multiresistenten Keime auszutricksen.
„Die Forschung hat im 20. Jahrhundert leicht anwendbare Antibiotika von enormem Wert entwickelt, aber das bedeutet nicht, dass es keine anderen zu entdecken gibt“, erklärt Professor Chris Schofield, Director of Chemistry beim IOI.
Forscher/innen haben festgestellt, dass die Wirksamkeit von Meropenem durch die Kombination mit einem anderen Antibiotikum und einem Hemmstoff wiederhergestellt werden kann. Letzterer hindert das Bakterium, das Antibiotikum zu zerlegen, bevor es seine Wirkung entfaltet.
Professor Schofield hat auch ein Team geleitet, das mit bahnbrechenden organischen Syntheseverfahren neue Wirkstoffe herstellt und in ersten klinischen Studien erprobt. Die Ergebnisse im lebenden Organismus sind zunächst sehr ermutigend.
„Diese Art von präklinischer Forschung ist sehr wichtig, wenn wir den schwindenden Bestand an wirksamen Antibiotika aufstocken wollen“, sagt Sweetnam.
Neue Antibiotika zu entdecken, ist ein langer, mühsamer und kostspieliger Vorgang. Bis zur Markteinführung sind unter Umständen bis zu 1 Milliarde USD an Investitionen und 10-jährige Sicherheitsstudien erforderlich.
Ohne garantierte Einnahmen am Ende des Prozesses ist es vielleicht nicht überraschend, dass fast alle großen Pharmakonzerne dieses wichtige Forschungsgebiet zugunsten einträglicherer Bereiche wie der Entwicklung von Lifestyle-Medikamenten (zum Beispiel gegen Fettleibigkeit) vernachlässigt haben.
Und darin liegt das Problem. Es gibt einfach keinen finanziellen Anreiz für Antibiotikaforschung.
„Selbst wenn es ein sehr wirksames Antibiotikum gibt, sollte es nicht zu flächendeckend zum Einsatz kommen, denn sonst entstehen unweigerlich Resistenzen“, erklärt Dr. Farley.
Antibiotikaresistenzen sind ein komplexes Problem, ähnlich wie der Klimawandel, sagt er. 2019 haben sie 1,27 Millionen Menschenleben gefordert, mehr als HIV oder Malaria.
„Wir können das nur gemeinsam mit der Industrie, den Behörden und den politischen Entscheidungstragenden angehen“, meint er.
INEOS arbeitet mit dem IOI-Team zusammen und bringt geschäftlichen Sachverstand und viel Erfahrung in die Arbeit an dieser großen Herausforderung ein.
„Das enorm großzügige Geschenk war wundervoll, aber meiner Meinung nach ist die Hilfe und Anleitung durch INEOS in dieser Beraterrolle erst recht etwas ganz Besonderes“, erklärt Sweetnam.
Im September treffen sich Führungspersönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Finanzwelt und Wissenschaft in New York und sprechen über die drohende Gefahr,
die Antibiotikaresistenzen für die Weltgesundheit und Nahrungssicherheit darstellen.
„Das ist eine Chance für die Menschen in verantwortlichen Positionen, rechtzeitig eines der größten Gesundheitsprobleme zu überwinden, vor dem unsere Gesellschaft heute steht“, so Sweetnam.