Beim 37. America‘s Cup werden die fliegenden Boote mit Bein- statt mit Armkraft angetrieben.
Das Segelteam von INEOS Britannia hat sich auf den diesjährigen Kampf zu Wasser gut vorbereitet – auf dem Land. Es hat mit den INEOS Grenadiers trainiert, einem der erfolgreichsten Radsportteams der Welt. Denn die fliegenden Boote, die beim diesjährigen Rennen den 37. America‘s Cup gewinnen sollen, werden mit Bein- statt mit Armkraft angetrieben.
„Die hydraulische Kraft für ein Boot zu erzeugen, das mit hoher Geschwindigkeit fährt, ist alles andere als einfach“, sagt Kapitän Sir Ben Ainslie.
Insgesamt wurden acht Radfahrer (auch „Cyclors“ genannt) als Antrieb für das Boot ausgewählt. Doch bei jedem Rennen sind nur vier von ihnen an Bord. Beim britischen Team sind vier ehemalige Weltklasseruderer dabei – Matt Gotrel (Olympiasieger in Rio 2016), Matt Rossiter, Ryan Todhunter und Harry Leask (Olympische Silbermedaille in Tokio 2020).
Die Radfahrer werden auf fest im 23 Meter langen Schiffsrumpf aus Carbonfasern montierten Standfahrrädern die hydraulische Kraft zum Trimmen der Segel erzeugen.
Ihr Ziel? Mehr Watt als die anderen Teams zu generieren. Und das bedeutet, dass sie (damit Britannia die höchste Geschwindigkeit erzielt) auf den Fahrrädern 20 Minuten lang bis zu 500 Watt erzeugen und bei Bedarf Sprints mit bis zu 1.800 Watt hinlegen müssen.
Beim 36. America‘s Cup haben Grinder an Bord diese wichtige Rolle übernommen. Je mehr Energie sie (durch Bedienung von Handkurbeln) erzeugten, desto präziser ließen sich das Groß- und das Focksegel trimmen.
„Wir haben mit den Armen einen ziemlich hohen Standard erreicht und für die letzten beiden Cups den größten Teil der letzten sechs, sieben Jahre hart trainiert“, so Matt. „Deswegen war es ein kleiner Schock für das System, dass wir unsere Körper jetzt darauf trainieren mussten, den Sauerstoff in die Beine zu pumpen.“
Doch sechsstündige Fahrradtouren über Land mit den Radprofis von INEOS Grenadiers waren ein wahres Wundermittel für ihre Fitness. Sie sind bereit. „Dieses Mal werden im Boot weniger auf und ab wippende Köpfe zu sehen sein“, sagt Matt. „Der neue Anblick sind zum Schutz vor dem Wind gebeugte Rücken.“
Prologo hatte die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass die Radfahrer auch bei hohem Wellengang fest im Sattel sitzen. Alle Sättel sind darauf ausgelegt, Muskelermüdung vorzubeugen, die Griffigkeit zu maximieren und Erschütterungen abzufangen. Die Handgriffe wurden mit dem Tape Onetouch 3D von Prologo ausgestattet, das den Fahrern auch hilft, Erschütterungen zu absorbieren.
„Nach vielen Rennen und Siegen mit sieben Straßenteams auf der World Tour und im Gelände mit mehr als 10 Mountainbike-Teams haben wir nun ein neues anspruchsvolles Terrain in Angriff genommen: das Meer“, sagt Salvatore Truglio, der Brand Manager von Prologo.
Bei jedem Rennen bekommen es die Radfahrer mit dem rauen Wellengang vor der spanischen Küste zu tun.
„Es kann ziemlich unsanft zugehen“, sagt Matt. „Es ist anders als Fahrradfahren auf der Straße. Es ist wie mit einem Straßenfahrrad auf einer felsigen Mountainbike-Strecke. Es ist, als würde man gleichzeitig Fahrrad fahren und Rugby spielen.“
Auch der Mann, der hinter dem britischen Versuch steht, Geschichte zu schreiben, wollte die Geräte an Bord testen: Sir Jim Ratcliffe, der Vorstandsvorsitzende von INEOS. Er kam kurz nach der Taufe der AC75 zu drei anderen Radfahrern an Bord der Britannia und beeindruckte Sir Ben mit seiner Entschlossenheit, seiner Gründlichkeit und seinem Humor.
„Entschlossenheit, Gründlichkeit und Humor sind bei INEOS das Maß aller Dinge und auch die Grundlage für die Arbeit bei INEOS Britannia. Sir Jim hat diese drei Eigenschaften definitiv unter Beweis gestellt, als er an Bord kam und Energie für Britannia erzeugt hat“, sagt er.