Übermässiger einsatz und missbrauch von antibiotika stellen eine ernsthafte bedrohung für die menschheit dar. Die unterfinanzierung der forschung bedeutet, dass wenig getan wurde, um das problem anzugehen. All das wird sich nun ändern, unter anderem dank einer 100 Millionen-pfund-spende von ineos an die Universität Oxford
Ein stiller Killer, der bis 2050 jedes Jahr mehr als zehn Millionen Menschenleben bedrohen wird, muss bekämpft werden, bevor es zu spät ist, das sagen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Sie befürchten, dass verbreitete Infektionen, die jahrzehntelang erfolgreich mit Antibiotika behandelt wurden, wieder zu Killern werden könnten, sollten nicht neue Medikamente gefunden werden, die bestehende Antibiotika ersetzen, die ihre Wirksamkeit bereits verloren haben.
Missbrauch und zu häufiger Einsatz von Antibiotika sind schuld an ihrer zunehmend kleiner werdenden Wirksamkeit. Die Unterfinanzierung der Forschung bedeutet, dass bisher wenig getan wurde, um die Situation zu bekämpfen, die als eine der größten steigenden Bedrohungen der globalen Gesundheit seit der Coronaviruspandemie gilt.
„COVID-19 war wie ein Erdbeben“, sagt Professor Tim Walsh. „Es war schnell und plötzlich, während man Antibiotikaresistenz weder sehen noch spüren kann, aber trotzdem nimmt sie Jahr für Jahr zu.“
Das ändert sich nun.
INEOS hat 100 Millionen Pfund gespendet, um die Forschung an der britischen Universität Oxford über die wachsende Resistenz gegen Antibiotika zu unterstützen.
„Antibiotikaresistenz ist eine dieser versteckten Gefahren für die Menschheit“, sagt INEOS-Gründer und -Vorstandsvorsitzender Sir Jim Ratcliffe. „Ich glaube, das ist noch nicht allgemein bekannt.“
Alle modernen chirurgischen Eingriffe und Krebsbehandlungen sind auf wirksame Antibiotika angewiesen, um Infektionen zu reduzieren.
„Der Verlust dieses wertvollen Geschenks würde eine Rückkehr in eine vor-antibiotische Ära bedeuten“, sagt Chirurg David Sweetnam, Chairman INEOS Oxford Institute for Antimicrobial Research. „Wir haben jetzt ein sehr enges Zeitfenster, in dem wir den Kurs ändern und verhindern können, dass das Undenkbare zum Unvermeidlichen wird.“
Krankheiten, die sich so entwickelt haben, dass sie mit Antibiotika nur noch schwer oder gar nicht mehr zu behandeln sind, töten bereits jetzt etwa 1,5 Millionen Menschen pro Jahr.
Doch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler warnen, dass die Medizin ins finstere Mittelalter zurückkehrt, wenn Antibiotika unwirksam und Millionen sterben werden.
„Wenn uns diese Pandemie etwas gelehrt hat, dann ist es die Dringlichkeit, Ereignisse von großer Tragweite, die auf uns zukommen, nicht zu ignorieren“, sagt Professor Louise Richardson, Vice Chancellor der Universität von Oxford. Es wird geschätzt, dass etwa 80 Prozent (nach Gewicht) der weltweiten Antibiotika in der Tierhaltung eingesetzt werden, nicht immer direkt zur Behandlung von Infektionen, sondern oft zur Wachstumsförderung von Fleisch.
„Diese Überbeanspruchung trägt dazu bei, dass Infektionen auch beim Menschen Resistenzen entwickeln, und schadet medizinischen Behandlungen“, so Professor Walsh. „Das neue INEOS Oxford Institute wird einzigartig in der Erforschung neuartiger, tierartspezifischer Medikamente sein, um die Wirksamkeit von Humanarzneimitteln länger sicherzustellen – was einen erheblichen Einfluss auf die Verzögerung der Antibiotikaresistenz-Krise haben könnte.“
Die Universität Oxford spielte in den 1940er Jahren eine entscheidende Rolle bei der frühen Entwicklung von Antibiotika. Alexander Fleming, schottischer Arzt und Mikrobiologe, hatte 1928 zufällig Penicillin entdeckt, aber es war ein Team von Wissenschaftler/innen in Oxford, das Flemings Entdeckung – die Schimmelpilzgattung Penicillium produziert eine Substanz, die das Wachstum einiger Bakterien hemmt – in das Wundermittel verwandelte, das so viele Leben gerettet hat.
Danach folgte eine goldene Ära der Antibiotikaforschung und -entdeckung, die jedoch ins Stocken geriet. Seit den 1980er Jahren wurden keine neuen Antibiotika mehr erfolgreich entwickelt.
„Diese Spende wird es uns ermöglichen, Arbeiten an Antibiotika durchzuführen, von denen wir schon seit einigen Jahrzehnten träumen“, so Professor Chris Schofield, Academic Lead (Chemistry) am INEOS Oxford Institute.
Chirurg David Sweetnam sagt, die Coronaviruspandemie habe der Welt die Bedeutung von Wissenschaft und Forschung vor Augen geführt.
Er weist darauf hin, dass die Impfstoffe in Rekordzeit entwickelt wurden und aus Forschungen hervorgingen, die lange vor dem Auftreten von COVID-19 gemacht wurden.
„Es ist klar, dass wir jetzt mit der gleichen Dringlichkeit nach neuen Antibiotika suchen müssen, wie wir es bei den Impfstoffen getan haben“, sagt er. „Die Konsequenz fortgesetzter Selbstzufriedenheit ist nicht auszudenken.“
Die Spende von INEOS ist eine der größten, die jemals an eine britische Universität getätigt wurde.
„Es ist ein Beispiel für eine starke Partnerschaft zwischen öffentlichen und privaten Institutionen, um globale Probleme anzugehen“, sagt Professor Richardson.
Wirtschaftswissenschaftler Lord O’Neill of Gatley, der das Buch „Superbugs: An Arms Race against Bacteria“ (Wettrüsten gegen Bakterien) mitverfasst hat, berichtet, dass der Erfolg von INEOS in der chemischen Industrie in Verbindung mit den großen Köpfen der Universität Oxford und den kooperierenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern Hoffnung gebe.
„Dieses neue Institut, das ein Modell der Reinvestition von Gewinnen anwendet, um weitere Fortschritte auf dem Gebiet voranzutreiben, könnte der Moment des Durchbruchs sein, den die globale Antibiotikaresistenzforschung braucht“, sagt er.
Ohne dringendes gemeinsames Handeln, um eine Zunahme von Superbugs zu stoppen, könnte die Menschheit in eine Welt zurückkehren, in der selbstverständliche Behandlungen wie Chemotherapie und Hüftoperationen zu riskant, Geburten extrem gefährlich werden und sogar ein einfacher Kratzer tödlich sein könnte.
DIE 100-MILLIONEN-PFUNDSPENDE VON INEOS WIRD IN DEN NÄCHSTEN FÜNF JAHREN ETWA 50 FORSCHENDEN DIE MÖGLICHKEIT GEBEN:
ZU Über- und Fehlgebrauch von Antibiotika zu INFORMIEREN
Mit anderen weltweit führenden Unternehmen auf dem Gebiet der Antibiotikaresistenz ZUSAMMENZUARBEITEN, um zu verhindern, dass gewöhnliche Mikroben zumultiresistenten Superbugs wie MRSA werden
Neue Medikamente für Mensch und Tier zu ENTWICKELN