Manfred Hartung aus Deutschland hat seinem Sohn dabei zugesehen, wie er über die Jahre zu einem Weltklasse- Säbelfechter herangewachsen ist. Beim Zusehen hat er eine Menge über Kommunikation mit Beschäftigten, Führungsverhalten und Verantwortung gelernt.
Der ehemalige amerikanische Boxer Muhammad Ali sagte, dass Champions nicht in Turnhallen geboren werden.
Sie entwickeln sich aus etwas, das tief in ihrem Inneren steckt – aus einem Verlangen, einem Traum, einer Vision.
Max Hartung hat ein Verlangen, einen Traum, eine Vision – er will für Deutschland Olympiagold nach Hause holen.
Wenn dieser Fall eintritt, wird niemand stolzer sein als sein Vater Manfred, Leiter Instandhaltungsservice bei INEOS in Köln, der, kurz nachdem sein Sohn anfing zu fechten, gelernt hat, ein Buch nicht nach seinem Umschlag zu bewerten.
„Max war als Kind eher unbeholfen und wurde manchmal auch wegen seiner Brille gehänselt,” erinnert sich Hartung.
„Meine Frau und ich dachten, er wäre ein hoffnungsloser Fall beim Fechten, weil er so unkoordiniert wirkte”
„Und ich erinnere mich, wie ich gelächelt habe, als sein Trainer sagte, dass das eigentlich sein Vorteil sei. Er sagte zu uns, dass seine Gegner ihn unterschätzen würden.”
Manfred und seine Frau Roswitha hörten zwar zu, waren aber immer noch nicht überzeugt, und als es dann darum ging ihn auszustatten, haben sie Max eine Ausrüstung aus zweiter Hand gekauft.
„Max hatte eine Mädchenfechtjacke, was etwas seltsam aussah, aber ihn hat es nicht gestört,” sagt Manfred.
Max, der zu der Zeit erst neun Jahre alt war und mit Schaumstoffschwertern kämpfte, zahlte dies aber mehr als zurück, als er anfing, die ersten Turniere zu gewinnen.
Im Februar dieses Jahres hat sich der 22-jährige Sohn von Manfred und Roswitha für die Olympischen Spiele in London qualifiziert.
Er wird Teil des Vier-Mann-Säbelteams sein, das im Falle eines Sieges die erste deutsche Säbel-Mannschaft der Geschichte sein wird, die je eine Olympische Goldmedaille im Fechten gewonnen hat. Allerdings werden nur drei der Mannschaft als Wettkampfteilnehmer antreten können. Der vierte wird der Ersatzmann sein.
Manfred erzählt, dass Max fest entschlossen ist, nicht auf der Ersatzbank zu sitzen.
Ihr Trainer ist Vilmos Szabo, ein rumänischer Olympiagewinner.
„Seine Vision war es, eine Gruppe junger Männer und Frauen in Olympioniken und Weltmeister zu entwickeln,” erzählt Manfred.
„Bislang hat er sechs Weltmeister hervorgebracht.”
Manfred, der für die Olympischen Spiele nach London reist, sagt, dass er sehr nervös sein wird, wenn er seinem Sohn dabei zusieht, wie er es mit den Besten der Welt aufnimmt.
Aber es hilft zu wissen, dass Max über die Jahre seinen inneren Frieden und Zuversicht entwickelt hat.
„Wenn du bei dieser Art von Sport mit Stress nicht fertig wirst, musst du aufhören, denn Fechten ist sehr gefährlich,” sagt er.
Max, der vor vielen Jahren während eines Trainings von einem Säbel verletzt wurde, ist sich dieser Gefahr sehr bewusst.
„Das Schwert durchbohrte seinen Arm,” erzählt Manfred. „Aber zum Glück hat Max es überstanden, ohne physische oder mentale Narben davonzutragen”
„Er macht sich nie Sorgen darum, sich zu verletzen.”
Über die Jahre hat Manfred seinem Sohn dabei zugesehen, wie er sich zu einem Weltklasse-Säbelfechter entwickelt hat. Aber er bleibt bescheiden, wenn es um seine und die Rolle seiner Frau geht, die sie bei diesem Erfolg gespielt haben.
„Die wahrscheinlich größten Geschenke, die wir unserem Sohn gegeben haben, sind unsere Liebe und die Freiheit, aufzuwachsen und sich zu entwickeln,” sagt er.
„Er ist auf der anderen Seite auch mein Vorbild und hat mir unheimlich dabei geholfen, meine Arbeit bei INEOS in Köln so zu machen, wie ich es heute tue.”
Manfred erzählt, dass er von Max sehr viel über Führungsverhalten, Verantwortung und darüber, wie man eine Mannschaft leitet, gelernt hat.
„Als Führungskraft muss man Rahmenbedingungen schaffen, die es den Beschäftigten erlauben, eigene Entscheidungen zu treffen,” sagt er.
„Das macht sie nicht nur verantwortungsbewusster für ihr Handeln, sondern es stärkt auch ihr Selbstbewusstsein und ihre Überzeugung und lässt zu, dass sie stolz auf ihre Leistungen sind.”
Manfred ist der Meinung, dass dies das Fundament eines jeden erfolgreichen Unternehmens ist.
„Darüber hinaus braucht man allerdings jemanden, der an deine Fähigkeiten glaubt und der bereit ist, dich zu ermutigen, noch größere Dinge zu erreichen.”
„In den letzen 10 Jahren habe ich gemerkt, dass man alles erreichen kann, wenn man eine Vision, die richtige Umgebung und die richtigen Leute neben sich hat.”