DIE GESELLSCHAFT wäre ohne Kunststoff verloren. Dieser wird in Zeitungen, im Fernsehen und in den sozialen Netzwerken jedoch an den Pranger gestellt.
So stellte beispielsweise vor kurzem Hugh Fearnley-Wittingstall vor Millionen Zuschauenden im britischen Fernsehen die Frage, ob Unternehmen wie INEOS weniger Kunststoff herstellen solle oder gar nicht mehr.
„Je mehr Kunststoff diese Branche herstellt, desto mehr ist Kunststoff Teil unseres Lebens – ob wir es wollen oder nicht“, stellte er vor dem Fernsehpublikum in den Raum. Der Schwerpunkt der dreiteiligen BBC-Serie „War on Plastic“ lag auf Einwegkunststoffverpackungen.
„Die Kernaussage bestand darin, dass Kunststoffverpackungen schlichtweg schädlich sind“, so INEOS-Kommunikationsdirektor Tom Crotty. „Die Tatsache, dass Lebensmittelabfälle durch Verpackungen verringert werden können, weil sie Lebensmittel länger frisch halten, wurde nicht erwähnt.“
Noch ärgerlicher für INEOS war jedoch, dass nicht erwähnt wurde, wie wichtig Kunststoff in unserem Alltag ist. Dadurch wurde den Zuschauenden das Gefühl vermittelt, dass jeglicher Kunststoff schlecht ist.
„Der Großteil der weltweit zunehmenden Verwendung von Kunststoff ist nicht durch Verpackungen bedingt“, erklärt Crotty. Kunststoff wird vor allem von Autoherstellern, der Bauindustrie, der Maschinenbau- und pharmazeutischen Industrie und Krankenhäusern benötigt.
Durch leichtgewichtige Kunststoffteile in Autos und Flugzeugen konnte der Kraftstoffverbrauch gesenkt werden, wodurch schädliche Emissionen verringert wurden.
Durch Isolierung werden moderne Gebäude deutlich energieeffizienter.
Herz-Stents, Katheter, Spritzen, Blutbeutel, Prothetik, Pillenhüllen, MRT-Geräte, Inkubatoren, Dialysemaschinen sowie sterile pharmazeutische Verpackungen sind aus Kunststoff gefertigt, auch OP-Säle sind damit ausgestattet.
Auch Kunststoffrohre – deren Installation einfacher und kostengünstiger ist – werden in einigen der ärmsten Teile der Welt verwendet, um Dorfbewohnende mit Frischwasser zu versorgen.
„80 Prozent unseres Kunststoffs werden für solche Zwecke eingesetzt, nicht für Verpackungen“, erklärt Tom Crotty. „Das ist es, was unser Wachstum ankurbelt. Das ist weit mehr als Trinkhalme oder Rührstäbchen.“
Während der einstündigen Sendung stellte Fearnley-Wittingstall die Logik des INEOS-Vorhabens in Frage, Schiefergas von den USA nach Schottland zu liefern, um mehr Kunststoff produzieren zu können.
Crotty erklärte jedoch, dass die Produktion von China und dem Nahen Osten in die USA verlegt worden sei, da Amerika dank der enormen Reserven an kostengünstigem Schiefergas konkurrenzfähiger geworden sei.
„Wachstum entsteht nicht dadurch, dass man mehr Kunststoff herstellt“, erklärt er. „Es entsteht durch die Verbrauchsnachfrage nach Kunststoff. Ich könnte eine Fabrik bauen, um eine Milliarde Schreibmaschinen herzustellen, doch niemand würde diese haben wollen.“
INEOS produziert jährlich Milliarden an durchsichtigen Kunststoffgranulaten für andere Branchen und hatte der BBC-Filmcrew Zugang zu seinem Standort in Grangemouth gewährt.
Während der Dreharbeiten erklärte Tom Crotty, dass 100 Prozent aller INEOS-Polymere recycelt werden können, aktuell jedoch nur 14 Prozent des Kunststoffs recycelt werden. „Der Großteil landet auf Deponien, was Verschwendung ist“, so Crotty. „Wir wollen recycelte Kunststoffabfälle als Rohstoff verwenden, denn Kunststoff soll mehrmals verwendet werden. Und wenn er sein Lebensende erreicht hat, kann die Energie, die bei der Verbrennung frei wird, zurückgewonnen werden.“
INEOS arbeitet derzeit an einem möglichen Verfahren für das chemische Recycling von Kunststoff. So würde Kunststoff mittels eines neuen, bahnbrechenden nicht-mechanischen Verfahrens wieder in seine ursprüngliche molekulare Struktur umgewandelt, damit er als Rohstoff wieder für Kunststoffverarbeitungsverfahren verwendet werden kann.
„Dieser heilige Gral des Kunststoffrecyclings wird in Kürze Realität sein, was bedeutet, dass wir bei der Herstellung unserer Produkte unsere Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen verringern können“, fährt Crotty fort.
INEOS hat mit Pyrowave, Agylix und GreenMantra Vereinbarungen über die gemeinsame Entwicklung abgeschlossen. Mithilfe der patentierten Technologie dieser Partnerunternehmen und der INEOS-Fertigungsinfrastruktur könnten Kunststoffabfälle wieder zu chemischen Monomer-Bausteinen umgewandelt werden.
„Diese Bausteine werden bei unserem Polymerisationsverfahren einen Anteil der ursprünglichen, unbearbeiteten Rohstoffe ersetzen“, erklärt Crotty.
Zudem ist INEOS bestrebt, „Zero Pellet Loss“, die Vermeidung des Eintrags von Kunststoffgranulat in die Umwelt, zu praktizieren – sowohl an den eigenen Standorten als auch über Spediteure und Kunden aufgrund der Verpflichtung im Rahmen der Initiative „Operation Cleansweep“ (OCS), der weltweiten Initiative der Kunststoffbranche zur umsichtigen Handhabung von Kunststoffgranulat, Meere zu schützen.
Kunststoff hat es in sich!
Erfahren Sie in Marks Podcast auf der BBC-Website mehr über Kunststoff
Kunststoff in all seinen Ausprägungen ist eine gute Sache. Denn Kunststoff ist eines der tollsten, erfolgreichsten Materialien, die jemals erfunden wurden, eine Lösung für die verschiedensten Probleme der Menschheit. Mir sind die Umwelt und die Zukunft unseres Planeten ein großes Anliegen. Ich bin davon überzeugt, dass die Änderung von Gewohnheiten und Änderungen in der Regierungspolitik und Wissenschaft dazu beitragen können, diese harmonische Beziehung zwischen Menschen und Kunststoff wieder herzustellen.