DAS britische Team, das danach strebt, die begehrteste Segeltrophäe der Welt zu gewinnen, schwebt auf Wolke sieben.
Denn das Team ist der Meinung, möglicherweise bereits das Boot entwickelt zu haben, das den 36. America‘s Cup gewinnen könnte. Da dieses Rennen jedoch erst im März 2021 stattfindet, ist es noch zu früh, um Einschätzungen zu treffen. Das Team ist sich bewusst, dass es sich nicht auf den Lorbeeren ausruhen darf.
„Wenn wir zum Rennen starten, müssen wir stets im Hinterkopf behalten, dass wir kein besseres Team und kein besser konstruiertes Boot haben können“, erklärt Sir Ben Ainslie, Mannschaftskapitän und Teamleiter des INEOS Team UK.
David Carr, einer der Segler, betont, dass für das Team ein neues Zeitalter der America‘s Cup-Rennen angebrochen sei. „Wir gleiten nicht mehr dahin, wir fliegen!“
Das Ziel besteht darin, das Boot aus dem Wasser in die Luft zu hieven, aus einem einfachen Grund: „Ein Boot lässt sich in der Luft leichter vorantreiben als im Wasser“, erklärt er.
Wird das neue AC75-Boot von der Luft getragen, kann es sich mit 100 km/h fortbewegen – das ist etwa viermal schneller als die Windgeschwindigkeit.
Das Boot stützt sich auf dieselbe Technologie wie ein Flugzeug: Die Tragflügel heben es aus dem Wasser. Sein Erfolgsrezept ist die Form.
„Mit diesem Boot entwickeln wir einen einzigartigen Bootstyp. Das ist eine echte technische Herausforderung“, so Geschäftsführer Grant Simer, der den America‘s Cup bereits viermal gewonnen hat.
„Mit diesem neuen Bootstyp wagen wir uns auf wahrhaft unbekanntes Terrain.“
Um zu testen, was funktionieren kann und was nicht, entwickelte das INEOS Team UK ein 28-Fuß-Boot, genannt T5.
„Das Tolle am T5 war, dass wir es sehr früh herausgebracht haben und dadurch in kürzester Zeit jede Menge über dieses neuartige Boot lernen konnten“, erklärt Grant. „Da dieses Boot relativ klein ist, war die Entwicklung recht kostengünstig.“
Laut Sir Ben Ainslie wird das eigentliche Rennboot eine völlig neuartige Art von Boot sein.
„Mit jeder Entscheidung, die wir treffen, sprengen wir die Grenzen der Innovation“, erklärt er. „Wir bauen nicht nur ein Boot, wir bauen auch ein Team auf.“
Dieses Segelteam ist mittlerweile vollständig. Das Team aus 17 Sportlern setzt sich aus „Afterguards“ und „Grinders“ zusammen. Die Afterguards haben eine technische Funktion. Sie werden nicht zum Antreiben des Boots benötigt. Dafür müssen sie schlank und leicht sein – und auf ihr Gewicht achten. Die Grinder sind der eigentliche Motor. Sie bekommen zu essen. Und zwar richtig viel.
Ben Williams, Leiter des Bereichs Human Performance, betont, dass die Bedeutung von Erholung nach harten Trainingseinheiten auch die Rollenverteilung im Boot verändert hat.
Das Team wurde vom INEOS-Vorstandsvorsitzenden Jim Ratcliffe, selbst begeisterter Radfahrer, vor kurzem mit hochkarätigen Spezial-Straßenfahrrädern ausgestattet.
„Im Fitnesscenter auf einem Fahrrad zu sitzen, kann sehr monoton und langweilig sein. Sich auf ein Straßenfahrrad setzen und an der frischen Luft Spaß haben zu können, ist einfach toll“, schwärmt Ben Williams. „Der einzige Unterschied besteht darin, dass die Grinder während der Kaffeepause Kuchen essen dürfen.“
AUF BASISEBENE:
Sozial benachteiligte Kinder erhalten die Chance, erstmals segeln zu lernen – dank INEOS.
Der 1851 Trust, der offizielle Wohltätigkeitsverband von INEOS Team UK, finanziert zehnwöchige Kurse für Kinder aus Schulen in britischen Städten.
Der Trust hat zudem dazu beigetragen, Wissenschaft und Technologie in die Klassenzimmer zu bringen, und hat ein kostenloses digitales Bildungsprogramm für 11- bis 16-Jährige ins Leben gerufen.
Ein Boot lässt sich in der Luft leichter vorantreiben als im Wasser