EIN PENSIONIERTER Polizeibeamter hat in der Nähe des INEOS-Standorts in Grangemouth Fragmente der glorreichen Vergangenheit Schottlands ausgegraben.
Mark Cranston ist überzeugt davon, dass sich innerhalb der Einfassung der petrochemischen Anlage noch weitere Schätze verbergen.
„Ich habe viele Stunden mit der Suche im Bereich des Firth of Forth und des INEOS-Standortes Grangemouth verbracht, würde aber gerne zusätzlich den Küstenstreifen und die Flussufer am Standort selbst erkunden“, erklärt Mark.
Er sucht nicht nach Gold, sondern nach Ziegeln, die die schottische Ziegelindustrie bedeutend geprägt haben.
„Diese bescheidenen Ziegelsteine werden in hohem Maße unterbewertet und übersehen“, betont Mark Cranston. „Dennoch haben sie die wirtschaftliche, gesellschaftliche und industrielle Geschichte Schottlands stark beeinflusst.“
Über die vergangenen neun Jahre hat er rund 3.000 Ziegel angesammelt, die er alle in zwei umgewandelten Schuppen in seinem Garten lagert.
„Die Küstenlinie zwischen dem INEOS-Standort und Bonnybridge ist übersät mit alten Ziegeln, die Zeuge der jahrzehntelangen Ziegelherstellung sind“, erklärt er.
Viele sind Schamottziegel, die Schottland aufgrund ihrer hohen Qualität weltweit exportierte.
„Die Schiffskapitäne und Reeder brannten regelrecht darauf, diese Bestellungen zu liefern, weil die Lasten auch als Ballast dienten, um ihre Schiffe bei Fahrten auf stürmischer See zu stabilisieren“, erklärt Mark Cranston. „Das ist auch der Grund, warum schottische Ziegelsteine in Dutzenden von Ländern weltweit zu finden sind.“
Das Gebiet Falkirk war der Mittelpunkt der Schamottziegel-Produktion in Schottland. Zahlreiche Industriestandorte wie etwa die Carron Iron Works bauten Schamottton-Schichten ab und stellten Ziegel für den Eigengebrauch her.
„Es ist durchaus möglich, dass dies irgendwann auch am INEOS-Raffineriestandort von Grangemouth der Fall war, da auch dort sicherlich Ziegel benötigt wurden“, so Mark Cranston.
In seiner Sammlung hat er einen Ziegelstein, der vom Eingang der Hinrichtungskammer des Barlinnie-Gefängnisses in Glasgow stammt.
Er besitzt auch einen Stein aus dem Wrack der SS Politician, die im Februar 1941 gesunken ist und als Inspiration für den Film „Whisky Galore“ diente; zwei weitere hat er aus einem Wrack nahe der Küste Hawaiis geborgen.
Mark Cranston hat es sich zum kurzfristigen Ziel gesetzt, Ziegel, die in Schottland hergestellt wurden, zu finden, zu restaurieren und zu erfassen. Langfristig verfolgt er jedoch das Ziel, eine schottische Nationalsammlung von Ziegelsteinen und eine Datenbank für die künftigen Generationen einzurichten – und ein Museum zu eröffnen. „Das ist eine beeindruckende Geschichte, die es wert ist, erzählt zu werden“, schwärmt er.
Er arbeitet bereits mit Interessierten aus der Region, Verbänden für den Erhalt des Kulturerbes und archäologischen Gesellschaften zusammen und hat Kontakte zu Ziegelsammelnden und Wissenschaftstreibenden auf der ganzen Welt.
Seine Bemühungen blieben nicht unbemerkt. 2016 wurde ihm von der Andrew Lloyd Webber-Stiftung der Scottisch Angel Heritage Award verliehen. „Ich habe mich riesig gefreut, für meine Bemühungen mit diesem Preis ausgezeichnet zu werden“, erklärt er.
Seine Ehefrau Karen unterstützt sein Projekt ebenfalls und ist stolz auf seine bisherigen Errungenschaften, die er alle selbst finanziert. „Manchmal verbringt er 70 Stunden wöchentlich damit, durch Schottland zu reisen, um nach neuen Exemplaren zu suchen, oder um Nachforschungen zu betreiben“, erzählt sie. „Seine Sammlung erweist sich als äußerst lehrreich für Menschen aus allen Lebensbereichen.“