GROSSBRITANNIEN ist nicht der einzige Standort, der profitiert. Auch Belgien feiert, nachdem Antwerpen für die größte Investition ausgewählt wurde, die jemals von INEOS getätigt wurde.
Laut Frank Beckx, Geschäftsführer von essenscia Flandern, war die Entscheidung, einen neuen Kracker und eine PDH-Anlage mit internationaler Reichweite zu errichten, für den Hafen von Antwerpen von maßgeblicher strategischer Bedeutung.
„Das sind zweifellos die bedeutsamsten wirtschaftlichen Neuigkeiten seit langem“, so Beckx. „Seit den 1990er Jahren wurde in Westeuropa keine solche Anlage mehr errichtet.“
Die Investition in Höhe von drei Milliarden Euro wird dazu beitragen, den jahrelangen Rückgang in der europäischen Chemieindustrie umzukehren.“
„Wir hoffen, dass damit Investitionen und Erneuerung am europäischen Petrochemie-Markt angekurbelt werden, denn diese stagnieren seit mehr als einer Generation“, erklärt John McNally, CEO von INEOS Project One, der INEOS-Geschäftsbereich, der zur Realisierung dieses Projekts gegründet wurde.
Bleibt zu hoffen, dass andere europäische Chemie-Unternehmen diesem Beispiel folgen und veraltete Technologie durch energieeffiziente, emissionsarme Systeme ersetzen. „In Amerika ist dies bereits seit der Schiefergas-Revolution der Fall“, so McNally. „Europa muss unbedingt nachziehen.“
Zuerst allerdings, betont INEOS, müsse die EU ihre „unsinnigen“ Umweltsteuern abschaffen, die bewirkt hätten, dass die Investitionen statt in Europa in Amerika, China und im Nahen Osten getätigt wurden.
„Die USA befinden sich derzeit in einem regelrechten Kaufrausch. So wurden 200 Milliarden US-Dollar in 333 neue Chemiebetriebe investiert“, schrieb Vorsitzender Jim Ratcliffe in einem offenen Brief an den Präsidenten der Europäischen Kommission, Jean-Claude Juncker.
„Die USA hat keine Umweltsteuern, besteht aber auf den höchsten Umweltstandards, bevor sie die Genehmigung für neue Werke erteilt.“
Laut Ratcliffe hat Europa bereits die weltweit teuersten Energie- und Arbeitsgesetze, die Arbeitgeber abschrecken.
„Europa ist nicht mehr konkurrenzfähig“, erklärt er. „Und dieser Alleingang mit einer Umweltsteuer hemmt Neuerungen und hält Investoren fern. Außerdem wird die Produktion dadurch in andere Teile der Welt verlagert, in denen Umweltschutz von nachrangiger Bedeutung ist.”
Die Entscheidung von INEOS, in Europa zu investieren, ist unkonventionell, finanziell jedoch sinnvoll.
Für den neuen Kracker und die PDH-Anlage in Antwerpen werden wir enorme Mengen an Schiefergas – von INEOS aus den USA geliefert – in zwei Millionen Tonnen Propylen und Ethylen jährlich für die eigenen Geschäftsbereiche in Europa umwandeln.
Voraussichtlich werden mehr als 3.000 Menschen an der Errichtung der neuen Anlagen beteiligt sein. Sobald diese wahrscheinlich im Jahr 2024 im Vollbetrieb laufen, werden rund 400 Personen beschäftigt.
Laut Hans Casier, Geschäftsführer von INEOS Phenol, passt es recht gut, dass INEOS sich dazu entschlossen hat, in Europa, am Antwerpener Hafen, den ersten Gaskracker seit 20 Jahren zu errichten.
„Dies ist die Geburtsstätte von INEOS“, fügt Casier hinzu. „Hier begann 1998 alles.“
Bart De Wever, Bürgermeister der Stadt Antwerpen, fühlt sich angesichts der Entscheidung von INEOS geehrt.
„Das sind die Augenblicke, für die man lebt und arbeitet“, so De Wever. „Es ist eine Investition für eine gesamte Generation.“
Zudem zeige dies auch, dass die Investoren selbst in Zeiten der Ungewissheit, wie wir sie jetzt mit dem Brexit erleben, nach wie vor an Wirtschaftswachstum, Internationalisierung und nachhaltige Technologie glauben.
John McNally betont, dass 100 Ingenieur/innen gebraucht würden, um an den Standorten den Betrieb am Laufen zu halten, und dass bereits viele Bewerbungen, sowohl junge Graduates als auch erfahrene Ingenieur/innen und Techniker/innen Schlange stünden.
„Das Interesse war enorm“, so McNally. „Für jede Betriebseröffnung benötigen wir 20 oder mehr Bewerbungen. Eine spannende Zeit.“