In den nächsten Monaten werden wir die Einführung der neuen Website des Konzerns sowie die Weiterentwicklung der Markenidentität von INEOS sehen. Tom Crotty, Group Director Corporate Affairs and Communication, und Richard Longden, Group Communications Manager, erklären dem Wirtschaftsjournalisten Joe Calderara, worum es bei diesen Maßnahmen geht.
JC: Wir erleben im Moment schwierige Zeiten. Warum investieren Sie gerade jetzt Zeit und Geld in derartige Veränderungen?
TC: Anfang des Jahres haben wir untersucht, wie wir als Unternehmen gesehen werden. Wir führten Interviews, sowohl innerhalb als auch außerhalb von INEOS, beispielsweise mit wichtigen Kunden, Meinungsbildnern von Medien, potenziellen Investoren und so weiter. Natürlich halten wir ständig die Augen und Ohren offen und rechneten daher nicht mit größeren Überraschungen, aber ein Aspekt war doch auffällig. INEOS ist so rasch gewachsen, dass die Wahrnehmung, die Menschen von uns haben, nicht Schritt gehalten hat. Wir sind stolz auf unsere dezentrale Struktur, die Selbstständigkeit der einzelnen Geschäftsbereiche und den ganzen Rest, doch wir müssen aufpassen, dass wichtigen Leuten dennoch die tatsächliche Größe sowie die Stärken unserer Gruppe bewusst sind. Selbst Kunden haben teilweise geäußert, dass wir für ein derart großes Unternehmen relativ zurückhaltend sind, wenn’s darum geht, unsere Ansichten an den Markt zu bringen. Auch von Investoren und den Medien haben wir das Feedback bekommen, INEOS solle sich ein wenig mehr öffnen. Sie alle haben uns zwar als guten Geschäftspartner kennen gelernt, fanden uns andererseits nicht so zugänglich, wie wir ihrer Meinung nach hätten sein sollen. Wir werden also jetzt mit unserem Spiel beginnen...
RL: Wir haben auch andere Bereiche gefunden, in denen es von Vorteil ist, wenn man uns besser kennt und weiß, was wir tun und wie wir es tun. Beispielsweise beim Recruiting, wenn wir die besten Schülerinnen und Schüler als Azubis bekommen wollen, oder auch andere Beschäftigte, egal auf welcher Ebene. Es hilft, wenn man von der Unternehmensphilosophie und den Erfolgen von INEOS bereits gehört hat. Auch Lokalpolitiker wissen zu schätzen, welche Vorteile unser Engagement in ihren Gemeinden bringt, und Landespolitiker für ihre Länder, in denen wir einen Standort haben.
Vor allem hilft es unserem Vertriebsteam, wenn potenzielle Kunden mehr darüber wissen, wer wir sind. Dies gilt natürlich auch für unsere eigenen Beschäftigten, da es teilweise nicht leicht zu beschreiben ist, womit sich unsere relativ komplexen Geschäftsbereiche befassen. Es ist in jedem Fall hilfreich, eine klare Vorstellung davon zu haben, worum es bei uns geht.
JC: Was genau wird sich nun ändern?
RL: Es ist wichtig, dass unsere Marke unser Unternehmen widerspiegelt. Sie dürfen das nicht mit einem Rebranding von ICI oder BP vergleichen. Wir folgen ganz dem INEOS-Stil, alles wird hocheffizient unkompliziert und pragmatisch ablaufen. Es wird also kein verändertes Logo geben und auch kein neu gestaltetes Geschäftspapier. Wir halten sehr viel davon, diese Dinge so zu lassen, wie sie sind. Was wir brauchen, ist unser unternehmensweites Magazin, um Informationen und Neuigkeiten zwischen unseren Standorten zu teilen. Auch muss unsere Webseite auf jeden Fall aktualisiert werden, da sie bereits 1998 entwickelt wurde, eine echte IT-Antiquität.
Wir werden die Webseite völlig umstrukturieren und umgestalten. Es wird Ihnen einfacher gemacht, sich innerhalb der Gruppe zurechtzufinden. Unser Unternehmensleitbild und unsere Werte werden kürzer und prägnanter formuliert sein. Es wird außerdem eine neue Unternehmensbroschüre geben, die dem Markt einen etwas anderen Eindruck vermitteln wird. Unsere Markenidentität hat sich weiterentwickelt. Als Antwort auf die Frage, was wir eigentlich tun, und um den Leuten einen klaren Eindruck unserer Geschäftstätigkeit zu vermitteln, haben wir den Slogan: INEOS. ‚The word for Chemicals‘ entwickelt.
JC: Warum haben Sie sich für diesen Slogan entschieden?
TC: Manche Slogans stehen dafür, was ein Unternehmen macht, andere beinhalten, was man als Unternehmen anstrebt. Unser Slogan umfasst beides. Wir wollten auf keinen Fall überheblich oder schwer verständlich wirken, das entspricht definitiv nicht dem INEOS-Stil. Wir fanden den Slogan stark, weil er Menschen, die uns gar nicht kennen, sofort vermittelt, in welchem Bereich wir tätig sind. Gleichzeitig drückt sich darin unser Anspruch aus: DAS Wort für Chemikalien. Wenn man an Chemikalien denkt, soll einem als erstes INEOS einfallen. Dann gibt es natürlich noch spezielle Bezeichnungen, die unsere Unternehmenskultur widerspiegeln, lauter Wörter, die auf Englisch mit ‘IN’ anfangen und auch in unseren Broschüren auftauchen: ‚Insight, Inspired, Informal, Innovative, Independent und International’ (auf Deutsch: Einblick, inspiriert, informell, innovativ, unabhängig und international).
JC: Wie sind Sie dabei vorgegangen?
RL: Wir haben zunächst mit etlichen externen Firmen gesprochen und haben uns mehrere Kurzpräsentationen angesehen, bevor wir uns für eine Agentur entschieden haben. Es war uns wichtig, einen objektiven Eindruck zu bekommen. Gleichzeitig waren das Briefing und die Zeitvorgabe sehr knapp, alle Beteiligten sollten auf dem Teppich bleiben und die Kosten nicht ausufern. Außerdem haben wir darauf bestanden, dass sich alle mehrere unserer Geschäftsbereiche vor Ort anschauen und mit Beschäftigten aus verschiedenen Bereichen sprechen. Die Lösung sollte aus dem kommen, wie wir als Unternehmen tatsächlich sind.
JC: Woher wissen Sie, ob das richtig war?
TC: Das wissen wir nicht. Es gibt einfach keine Garantie dafür, dass die einzelnen kreativen Elemente innerhalb eines Marketingmix funktionieren. Aber wenn man seine Hausaufgaben macht, gründliche Recherchen betreibt und der Marke treu bleibt, kann man zumindest die Chancen maximieren. Wichtig ist, die Entwicklung der Marke im Auge zu behalten und mit allen Interessenvertretern im Dialog zu bleiben, um zu wissen, dass wir uns in die richtige Richtung bewegen.
JC: Für wann ist die große Einführung?
RL: Es wird keine geben. Das entspricht uns nicht. Wir werden sehen, wie sich die Unternehmenskommunikation im Laufe der Zeit verbessert. Es ist keine einmalige Sache, sondern es geht eher um die kontinuierliche Weiterentwicklung. Es wäre für uns undenkbar, Geld auszugeben, nur damit der „Einführungseindruck“ entsteht. Wir sind in allen Bereichen sehr kostenbewusst, daher wäre eine solche Maßnahme nicht mit unseren Werten vereinbar; es wäre unserer Meinung nach auch unangemessen und nicht folgerichtig. Wir müssen unternehmerischer vorgehen – also innovativer und mehr im Einklang mit unserem industriellen Hintergrund.
TC: Jetzt hast du zwei INEOS-Wörter benutzt, innovativ und industriell...
RL: Siehst du, es funktioniert schon...