ELIUD Kipchoges Versuch, Geschichte zu schreiben, begann im Mai in Kenia – mehr als 8.500 km von dem Ort entfernt, an dem er den Marathon in unter zwei Stunden laufen möchte.
Zu Beginn lief der 34-jährige Kenianer entweder bis zu 20 km täglich auf der Aschenbahn oder absolvierte sein Krafttraining.
„Diese Phase ist wichtig, denn sie legt den Grundstein für meine Vorbereitung und zeigt mir, wie fit ich bin“, schrieb er in seinem Blog.
„Ich sehe es so, dass mich die Arbeit im Fitnessraum verletzungsfrei hält und die Muskeln trainiert. Ich weiß, dass ich mit der richtigen Vorbereitung und Planung, wenn ich jeden Langlauf, jedes Fartlek-Training und jede Übung auf der Laufbahn absolviere, im entscheidenden Moment bereit bin.“
Anfang Juli bezog er sein Trainingslager im kenianischen Kaptagat und ließ seine Frau Grace und die drei Kinder Lynne, Griffin und Jordon auf dem Bauernhof der Familie in Eldoret zurück.
„Der Abschied von ihnen ist immer schwer“, sagt er. „Aber sie verstehen, dass das die Opfer sind, die ich bringen muss, wenn ich mein Potenzial als Läufer ausschöpfen will.“
Im Lager konnte er sich ganz auf sein Training konzentrieren – und mit seinen Teamkameraden zusammen laufen.
„Es ist nicht möglich, dass man alleine trainiert und dieselben Ergebnisse erzielt, es sei denn, man ist ein Genie“, sagt er.
Aber nichts konnte ihn auf die ersten Tage im Trainingslager vorbereiten.
„Meine Beine waren wund und die Muskeln haben geschmerzt, denn mein Körper hatte sich noch nicht wieder an die langen Strecken und die Geschwindigkeitsänderungen gewöhnt“, sagt er.
Anfangs bestand das Training aus einer Mischung aus Krafttraining und leichten Läufen, später war es eine Mischung aus leichten Läufen, zwei Fartlek- Einheiten pro Woche und einem Langlauf.
Doch im Laufe der Wochen kam das Geschwindigkeitstraining auf der Laufbahn zu.
„Es ist immer sehr wichtig, in dieser Phase keine Fehler zu machen, damit wir besser mit der zusätzlichen Trainingsbelastung in der nächsten Phase zurechtkommen“, sagt er.
“Sonst hätten wir beim Training auf der Laufbahn sehr große Probleme und würden bei den langen Läufen sehr leiden.”
Auch die Erholung nach den harten Trainingseinheiten war sehr wichtig.
Um ihn jederzeit in Topform zu halten, wurden regelmäßig Übungen für die Core-Stabilität und Massageeinheiten mit seinem Physiotherapeuten Peter Nduhiu angesetzt.
Außerdem nahm er im Lager zweimal die Woche (meist nach einem Langlauf und der Fartlek-Einheit) ein 10-minütiges Bad in eiskaltem Wasser.
„Das ist zwar nicht besonders angenehm, aber eine tolle Möglichkeit für den Körper, sich von dem anstrengenden Training zu erholen und Entzündungen abklingen zu lassen“, sagt er.
Mitte August war im Lager (und außerhalb) bereits ziemlich viel los.
„Es kam mir so vor, als würde jeder Haushalt in Kenia über die Challenge sprechen“, sagt Eliud.
Aber nicht nur die Aufregung wuchs, sondern auch der Druck.
„Es gab viel Druck, und es war nicht leicht, damit umzugehen“, sagt er.
Eliud wusste genau, was er zu tun hatte.
„Es kam darauf an, dass alles möglich einfach und normal blieb“, sagt er. „Ich musste die Dinge auf mich zukommen lassen, denn die geistige Vorbereitung ist genauso wichtig wie die körperliche.“
Auf seinen Wochendausflügen nach Eldoret konnte er sich bei der Familie erholen, Zeit auf dem Bauernhof verbringen und lesen.
Am 30. August waren bereits die Namen vieler Tempomacher bekannt, die ihn bei seinem Rennen begleiten würden – und Eliud erarbeitete mit seinem Ernährungsberater Armand Bettonviel den Plan, was und wann er essen musste, um Bestleistungen zu erbringen.
„Dass diese und viele andere Leute an meiner Seite stehen, hat mir gewaltigen moralischen Auftrieb gegeben“, sagt er.
Einen Monat vor dem Lauf war Eliud zuversichtlich, dass 2019 jemand den Marathon in unter zwei Stunden laufen würde – und zwar niemand anderes als er selbst.